Seite 21 - Topographie_der_Erinnerung

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Um die Opfer der Anonymität zu entheben und die be-
wusste, konkrete Beschäftigung mit dem Geschehenen an-
zuregen, wurden parallel zum künstlerischen Wettbewerb
im Rahmen eines Forschungsprojektes die Namen der ver-
folgten und ermordeten Braunschweiger Sinti ermittelt und
an dieser Stelle dauerhaft festgehalten.
Über das Foyer des Rathauses gelangt man in den Querflur
des Erdgeschosses. Auf der Ostseite des Flures befindet
sich an der Wand eine von Ohannes Tapyuli gestaltete
künstlerische Installation. Eine mehrere Meter lange, aus
quadratischen, mit transluzenter Folie bespannten Feldern
bestehende Eisenkonstruktion formt eine „Wand vor der
Wand“. Wie auf einem hellen, durchsichtigen Vorhang
schimmern in weißer Schrift die Namen der Opfer auf den
einzelnen Schriftfeldern der Installation und verweisen auf
das – oft fragmentarische – Wissen um das Schicksal die-
ser Menschen. Im linken Teilbereich des Kunstwerkes fin-
det sich das abstrahierte Porträt einer Braunschweiger Sin-
tiza, das stellvertretend für alle Opfer dem Geschehenen
ein Gesicht verleiht. Eine emaillierte Tafel neben der In-
stallation erläutert den historischen Zusammenhang mit
folgendem Text:
„In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft
wurden die Braunschweiger Sinti verfolgt. Der Weg der Aus-
grenzung und Entrechtung sollte in die endgültige Vernich-
tung führen.
Wir gedenken der Menschen, die von den National-
sozialisten am 3. März 1943 in das Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau deportiert worden sind. Nur wenige
überlebten.
Wir Braunschweiger Bürger gedenken der Sinti. Es
waren unsere Nachbarn. Ihre Namen und Schicksale wer-
den wir in unserer Erinnerung bewahren.
Des Menschen nicht geachtet (Jesaja 33,8).
Die Stadt Braunschweig“
Die Gedenkstätte befindet sich im Erdgeschoss des Rathau-
ses, Langer Hof 1, in der Braunschweiger Innenstadt.
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