LANDKREIS HELMSTEDT
Der Landkreis Helmstedt in der Zeit
des Nationalsozialismus
Während einzelne Aspekte der Geschichte des Landkreises
Helmstedt zur Zeit des Dritten Reiches bereits eingehender
untersucht wurden, steht eine zusammenfassende Darstel-
lung noch aus.
Nach der „Machtübernahme“ kam es in Helmstedt vom
27.-29. März 1933 zu einer Verhaftungswelle, die sich
gegen SPD und KPD sowie die ihnen angeschlossenen Ver-
bände richtete. Ratsmitglieder, Kreistags- und Landtagsab-
geordnete sowie andere Mitglieder und Funktionsträger
beider Parteien, aber auch Angestellte der sozialistischen
Gewerkschaften, des Arbeitsamtes, der AOK und Angehö-
rige sozialistischer Vereinigungen wurden in großer Zahl
von zur Hilfspolizei bestellten SA- und SS-Männern in
Haft genommen. Es war eine jener zahllosen „wilden“ Ak-
tionen nach dem 30. Januar 1933, die eine zügellose Ver-
folgung des politischen Gegners darstellte und den jüdi-
schen Bevölkerungsteil mit einschloss. Die „Gleichschal-
tungsaktion“ erreichte ihr Ziel: Unter dem Eindruck gröbs-
ter Misshandlungen verzichteten die Verhafteten auf ihr
Mandat und ihre Funktionen.
Während der Gewaltwelle im Rahmen der Landmann-
Aktion Anfang Juli 1933, die sich ebenfalls primär gegen
den politischen Gegner richtete, wurden in Rieseberg auf
dem alten Pappelhof zehn Kommunisten von einem SS-
Kommando gefoltert und ermordet. Auch im Parteilokal
„Schwarzer Adler“ der Schöninger NSDAP wurden 1933/34
Gegner der Nationalsozialisten, inbesondere Sozialdemo-
kraten, Kommunisten und Gewerkschafter, inhaftiert und
gefoltert.
Als 1938 vom 27. auf den 28. Oktober 17.000 im Deut-
schen Reich lebende polnische Juden verhaftet und depor-
tiert wurden, waren auch Juden aus Helmstedt und Schö-
ningen unter ihnen. Am Morgen des 10. November wurden
jüdische Geschäfte in der Helmstedter Innenstadt geplün-
dert, wenig später erfolgte ihre „Arisierung“ bzw. Schlie- 61