LANDKREIS WOLFENBÜTTEL
der Bauarbeiter Fritz Fischer. Diese drei wurden bei den
Verhören – zuerst im Keller der Kreisleitung der NSDAP in
der Mühlenstraße und später im Braunschweiger AOK-Ge-
bäude – derart misshandelt, dass sie an den zugefügten
Verletzungen starben. Die Opfer wurden in der Nähe des
Naturfreundehauses im Lappwald verscharrt. Nach dem
Krieg wurden sie in einer eindrucksvollen Zeremonie auf
den Wolfenbütteler Hauptfriedhof an der Lindener Straße
umgebettet (siehe Wolfenbüttel, Städtischer Friedhof Lin-
dener Straße).
In der „Reichskristallnacht“ wurden im Landkreis Wol-
fenbüttel, speziell in den Städten, jüdische Geschäfte zer-
stört. Die Synagoge in der Kreisstadt wurde angezündet.
Bis zum Kriegsende wurden immer wieder Bürger aus ihren
Häusern geholt, misshandelt, ins Konzentrationslager ge-
steckt und ermordet.
Prominenter Wolfenbütteler im Widerstand war Ober-
lehrer Werner Schrader. 1933 unterrichtete er an der Städ-
tischen Oberrealschule für Jungen im Schloss. Schrader,
seit 1927 braunschweigischer Landesführer und stellvertre-
tender Bundesführer des nationalkonservativen Wehrver-
bandes Stahlhelm, wurde als Initiator des so genannten
Stahlhelm-Putsches von 1933 in der AOK Braunschweig
vorübergehend in Haft genommen. Aus dem Schuldienst
entlassen, trat er im Jahre 1937 der Wehrmacht bei und
schloss sich dem Widerstandskreis des 20. Juli 1944 an.
Werner Schrader hatte in seinen Diensträumen den
Sprengstoff versteckt, den Graf Stauffenberg in der Wolfs-
schanze in Ostpreußen zündete. Angesichts der Verhaf-
tungswelle nach dem missglückten Anschlag beging
Schrader Selbstmord. Die Stadt Wolfenbüttel hat eine Stra-
ße nach Werner Schrader benannt.
Zur Zeit des Nationalsozialismus lebten im Landkreis
Wolfenbüttel etwa 116.000 Einwohner, davon knapp
20.000 in der Stadt Wolfenbüttel. In der Stadt befand sich
das Strafgefängnis und Zuchthaus mit einer der zentralen
Hinrichtungsstätten des Dritten Reiches (siehe Stadt Wol-
fenbüttel, Gedenkstätte für die Opfer nationalsozialistischer
Justiz), sowie etwa 20 Arbeitslager für Zivil- und Zwangs-
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