wirkten schließlich auch als Motor einer Auseinanderset-
zung der Volkswagen AG mit ihrer eigenen Erinnerungsge-
schichte. 1986 erteilte die Volkswagen AG dem Bochumer
Zeithistoriker Prof. Dr. Hans Mommsen den Auftrag, die
Rolle des Konzerns im Dritten Reich zu untersuchen.
Am 8. Mai 1987 weihte die Stadt Wolfsburg auf
Wunsch von ehemaligen französischen KZ-Häftlingen im
Stadtteil „Laagberg, Breslauer Straße / Schlesierweg“, einen
Gedenkstein zur Erinnerung an den Standort der Außen-
stelle des Konzentrationslagers Neuengamme ein.
Auch an diesem Ort finden seither am 8. Mai Gedenk-
veranstaltungen und Kranzniederlegungen der Stadt statt,
an denen mitunter auch ehemalige KZ-Häftlinge teilneh-
men.
Das nunmehr bekannt gewordene rüstungspolitische
Engagement Ferdinand Porsches, seine enge Beziehung zu
den NS-Größen und seine exponierte Rolle bei der For-
cierung der Zwangsarbeit und dem Einsatz von KZ-Häft-
lingen, lösten im Rat am 04.05.1988 – in einem inzwischen
veränderten öffentlichen Meinungsklima – heftige Dis-
kussionen über die Umbenennung der Porschestraße und
der Ferdinand-Porsche-Realschule aus, die jedoch nicht in
einen entsprechenden Beschluss mündeten. Die Ratsdebatte
schlug hohe Wellen und spaltete die Bürgerschaft, die sich
in einer ganzen Flut von Leserbriefen zum Thema „Porsche
und Vergangenheitsbewältigung“ ausließ.
Der NS-Diskurs im Jahre 1988 stand in enger Verbin-
dung mit den Vorbereitungen zur 50-Jahr-Feier der Stadt,
die zunächst ohne den Aspekt der NS-Geschichte geplant
wurde. Erst durch massiven öffentlichen Druck wurde die
Stadtgründungsphase in die Ausstellung integriert.
Auf einem Symposium im CongressPark am 30.04.1988
stellte Prof. Mommsen – vor rund 1.000 Zuhörern – die
Zwischenergebnisse seiner Auftragsstudie vor. Das Sympo-
sium entfachte die kritische öffentliche Diskussion aufs
Neue.
Ebenfalls im Jahr 1988 erschien die zweite Studie von
Dr. Klaus-Jörg Siegfried, die das „Leben der Zwangsarbei-
ter im Volkswagenwerk 1939 – 1945“ darstellte.
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