Seite 62 - Topographie_der_Erinnerung

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STADT WOLFSBURG
diesem Bürgerantrag wollen wir erreichen, dass die Ver-
gangenheit unserer Stadt in der Öffentlichkeit einen höhe-
ren Stellenwert erhält. Im Krieg wurden Menschen zur
Zwangsarbeit nach Wolfsburg gebracht, insbesondere pol-
nische und sowjetische Staatsangehörige. Menschen wur-
den geschunden, geschlagen und unterdrückt.“ Am
16.07.1985 beriet der Rat der Stadt zum ersten Mal über
den Bürgerantrag. Alle Fraktionen standen inzwischen
einer Umbenennung des Ausländerfriedhofes positiv
gegenüber. Strittig war allerdings die Bezeichnung. Die
CDU-Mehrheitsfraktion entfesselte einen Streit um den Fa-
schismusbegriff und unterbreitete einen Gegenvorschlag,
der die Umbenennung in „Gedenkstätte für die Opfer der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ beinhaltete. Bei
der entscheidenden Ratssitzung am 22.10.1985 wurde die
Namensgebung in diesem Sinne beschlossen. Darüber hin-
aus wurde die Aufstellung einer Tafel vor dem Friedhof
sowie die Einrichtung einer „ständigen Dokumentation“ in
Auftrag gegeben. Weitere – von den „Grünen“ eingeforder-
te – Aufklärungsmaßnahmen, wie etwa das Aufstellen von
Hinweistafeln an den Orten in Wolfsburg, an denen sich
früher Häftlingslager befanden, wurden von den konserva-
tiven Ratsparteien abgelehnt.
Die Forschungsergebnisse von Dr. Siegfried wurden am
18.06.1986 dem Verwaltungsausschuss vorgelegt, der ein-
stimmig beschloss, die Drucklegung der im Manuskript
vorliegenden Dokumentation durchzuführen. Das Manu-
skript erschien als Buch mit dem Titel „Rüstungsproduk-
tion und Zwangsarbeit im Volkswagenwerk 1939-1945:
eine Dokumentation“. Die wissenschaftliche Arbeit des
Stadtarchivs dokumentierte die Lebensverhältnisse der
Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen sowie der KZ-
Häftlinge im Volkswagenwerk und die Entstehung und
Entwicklung ihrer Begräbnisstätten.
Vor der renovierten Gedenkstätte errichtete die Stadt
Wolfsburg 1986 – gemäß dem Beschluss vom 22.10.1985 –
eine neue, auf einem Granitfelsen befestigte Gedenktafel.
Die Forschungen des Stadtarchivars und die Erinne-
rungsoffensiven engagierter gesellschaftlicher Gruppen
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