Seite 61 - Topographie_der_Erinnerung

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In dieser hoch sensibilisierten Atmosphäre erwies sich
die Zeit von 1983 bis 1988 als Höhepunkt des lokalen NS-
Diskurses.
Der Input ging vom Friedensforum in der Arche aus,
das anlässlich seiner Gedenkveranstaltung zur Kapitulation
am 8. Mai 1983 drei Forderungen für eine „würdigere Ge-
staltung des Friedhofes“ erhob, nämlich:
1. Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Friedhof mit
ständiger Ausstellung über den Faschismus in Wolfs-
burg
2. Umbenennung des „Ausländerfriedhofes“ in Gedenk-
stätte für die Opfer des Faschismus
3. Aufnahme der Gedenkstätte in das offizielle Besucher-
programm der Stadt.
Diese Forderungen nahmen die Fraktionen der SPD und
der „Grünen“ sowie der DGB in ihren Anträgen auf, die sie
am 18.08.1983 in den Kulturausschuss einbrachten. Alle
Gruppen sprachen sich dafür aus, den „Ausländerfriedhof
aus seinem Randdasein herauszuholen und stärker in das
Bewusstsein der Öffentlichkeit“ zu rücken. Der Rat war ge-
fordert, sich mit den Vorstellungen des Friedensforums
auseinanderzusetzen. Im Anschluss an die erste Beratung
erteilte der Kulturausschuss der Verwaltung den Auftrag,
eine „wissenschaftliche Untersuchung über die Geschichte
des Ausländerfriedhofes und des Waldfriedhofes“ zu erar-
beiten. In der Kulturausschusssitzung vom 19.10.1983
legte der damalige Stadtarchivar Dr. Klaus-Jörg Siegfried
hierzu einen „Schriftlichen Bericht“ vor. Der Kulturaus-
schuss billigte ihn als Grundlage einer Dokumentation, die
die Thematik in den Zusammenhang von Rüstungsproduk-
tion und Zwangsarbeit im Volkswagenwerk während des
Zweiten Weltkrieges stellen sollte. Damit waren die Forde-
rungen des Friedensforums zunächst vertagt.
Zwei Jahre später gingen sie erneut in einen Bürgeran-
trag ein, der Oberbürgermeister Nolting (CDU) am
08.05.1985 während einer Feierstunde auf dem „Auslän-
derfriedhof“ mit 5.657 Unterschriften – 1.000 Unterschrif-
ten stammten übrigens von ausländischen Mitbürgern –
übergeben wurde. In der Absichtserklärung hieß es: „Mit 16