Durch die Familie vermittelte handwerkliche Kenntnisse, Wissens-
und Technologietransfer durch Reisen und Unterstützung durch staat-
liche Bildungseinrichtungen, das waren die Basisfaktoren für den tech-
nischen und damit kommerziellen Erfolg Johann Friedrich Voigtländers.
Da durch einen Brand in der Wiener Werkstatt 1845 die Geschäfts-
unterlagen vernichtet worden sind, muß auf eine detaillierte Beschrei-
bung der geschäftlichen Beziehungen verzichtet werden.
Das Absatzgebiet reichte gewiß über den engeren lokalen Rahmen
Wiens hinaus, wie eine Anzeige in einer Budapester Zeitung belegt. Die
Frage, ob weitergehende geschäftliche Beziehungen über das Territo-
rium der K. K. Monarchie hinaus bestanden und damit der Grundstein
für eine internationale Orientierung des Geschäftes gelegt wurde, muß
verneint werden.
Die Kundschaft der Voigtländerschen Werkstatt kann grob kategori-
siert werden nach Wissenschaftlern und staatlichen Stellen, bei denen
eine Nachfrage nach mechanischen und optischen Geräten wie Meßin-
strumenten und Fernrohren bestand. Einen wichtigen neuen Markt
erschloß sich Voigtländer durch seine Brillen und Fernrohre, die vor
allem von gutsituierten Gesellschaftskreisen verlangt wurden. Billige
Massenartikel, wie sie die Nürnberger und Fürther Brillenhersteller pro-
duzierten, gehörten nicht zum Produktprogramm Johann Friedrich
Voigtländers.
Auf ein weiteres Merkmal seiner Geschäftspolitik ist hinzuweisen:
Voigtländer vermied es, in seiner Produktpolitik in Bereiche vorzusto-
ßen, in denen andere auf dem europäischen Festland bereits mit qualita-
tiv schwer zu übertreffenden Leistungen hervorgetreten waren. In Hin-
blick auf die Erzeugnisse Fraunhofers verzichtete er so um 1815 auf die
Herstellung von farbenfreien Fernrohren. Erst nachdem der Qualitäts-
vorsprung durch dessen Tod geschwunden war, setzte sich die Voigtlän-
dersche Werkstätte, unterstützt vom Polytechnischen Institut, damit
auseinander. Insgesamt zeigt sich bei Voigtländer das Bestreben, durch
Einführung von qualitativ hochwertigen Neuerungen die Wettbewerbs-
fähigkeit des Handwerksbetriebes zu gewährleisten.
Peter Wilhelm Friedrich Voigtländer (1812–1878)
1837, im Alter von 58 Jahren, zog sich Johann Friedrich Voigtländer
aus dem Berufsleben zurück. Die Leitung der Werkstätte wurde dem aus
der Ehe mit Amalia Thiedemann hervorgegangenen einzigen Sohn Peter
Wilhelm Friedrich übertragen, dessen Bildungsgang sich im Folgenden
zugewandt werden soll.
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