Seite 35 - Voigtlaender+Sohn

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mer war in diesem Zusammenhang nicht der materielle Aspekt ent-
scheidend. Vielmehr traf ihn der Mangel an Anerkennung seitens des
Stiefvaters, den er – auch das spielte eine gewichtige Rolle – für seinen
sprunghaften Bildungsweg verantwortlich machte.
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Für Hans Sommer hatte es offensichtlich große Bedeutung, daß ihm
durch diese Erfahrungen das Gefühl vermittelt worden war, Peter Wil-
helm Friedrich v. Voigtländer habe ihn – trotz anderslautender Verspre-
chungen seiner zweiten Ehefrau gegenüber – niemals als Sohn aner-
kannt. Ein zentrales Glied in der Kette der
Entfremdung zwischen Hans Sommer und
Friedrich v. Voigtländer war die im Beisein
Hans Sommers geäußerte Auffassung, daß
Nanny v. Voigtländer ihre aus der ersten Ehe
hervorgegangenen Kinder testamentarisch
nicht berücksichtigen solle.
„Du erklärtest
der Mutter in meiner Gegenwart, Sie dürfe
mir und Adolf nichts hinterlassen, u(nd) als
ich einwandte, daß mir gehörige Vermögen
verdanke doch auch ihr das Vorhandensein,
sagtest Du: das ist des Vaters Geld. Und als
ich erwähnte, daß er selbst fest versprochen
habe, mich stets als eigenen Sohn zu behan-
deln, hattest Du darauf nur das Wort: er hat
es aber doch nicht gethan,
(…)
.“
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Daß Friedrich seinen Stiefbruder an dessen
Abreisetag nur kurz angebunden und gerade-
zu beiläufig behandelte, war für Sommer der
Auslöser, den Kontakt zu Friedrich abzubre-
chen:
„Daß mir dies alles besonders schmerz-
lich war, weil wir Beide unter den besseren Elementen der Familie am
treuesten zusammengehalten hatten, wirst auch Du mir glauben“
,
schreibt Sommer in einem Entwurf eines für Friedrich v. Voigtländer
bestimmten Briefs.
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Im Gegensatz zu seinem Vater Peter Wilhelm Friedrich v. Voigtländer
war Friedrich v. Voigtländer geneigt, die theoretischen Arbeiten seines
Stiefbruders Hans Sommer zu nutzen. Der junge Voigtländer scheint
jedoch später aufgrund seines ausgesprochenen Ehrgeizes Wert darauf
gelegt zu haben, die Firma fortan ohne Heranziehung von Familienmit-
gliedern zu führen. Der Ausbau der Euryskop-Serie ab den 1880er Jah-
ren beruhte somit auf Überlegungen, die Friedrich v. Voigtländer auf-
grund seiner theoretischen Bildung selbst durchführen konnte. Die
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Friedrich v.
Voigtländer,
o. D.