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Beginnende regionale Strukturen
Erzählende Quellen beginnen erst im 9. Jh., aber
schon zum Jahre 747 wurden in den fränkischen Reichs-
annalen der
Fluss Oker
und die
Orte Schöningen und
Ohrum
im Zusammenhang mit der beginnenden Unter-
werfung Altsachsens erwähnt. 775 erkannte der
Ostfalen-
führer Hessi
in Ohrum die Herrschaft Karls des Großen
an. Mehrere Kriegszüge, so 780 und 783, hatten die
Christianisierung und Befriedung des Gebietes zum
Ziel. In Ohrum wurden viele Sachsen
780
zu einer
Mas-
sentaufe
versammelt. An diesem Platz an einer Okerfurt
begegnen sich bildlich gesprochen mit dieser Taufe heid-
nische germanische Vorzeit und christliches frühes
Mittelalter.
Auf dem Gebiet der
altsächsischen Stammesland-
schaft Ostfalen
, das durch die Oker zerschnitten und den
von den fränkischen Karolingerkaisern eingerichteten
Bistümern Hildesheim und Halberstadt zugeordnet
wur-
de, entstand ein vielfältiges und im Laufe der Geschichte
politisch disparates Gebilde. Es umfasst Heidegebiete im
Norden, Lößböden, mehrere nordöstlich strukturierte
Bergzüge ebenso wie Teile der Weserniederung. Thürin-
gische, sächsische und fränkische Einflüsse kamen stam-
mesmäßig und politisch in diesem Gebiet zusammen,
das im Mittelalter zum Zentrum des
ostfälischen
Sprachgebietes
wurde.
Ebenso kompliziert wie die geographische Lagesitu-
ation der braunschweigischen Region im Übergang von
Nordwest- zu Mitteldeutschland vollzog sich der gesamte
Verlauf der Geschichte dieses historischen Raumes mit
vielen Abbrüchen und Neuanfängen.
Für die regionale Entwicklung standen in der Folge
der karolingischen Eroberung mehrere aufstrebende
Adelsfamilien
, für die im Harzraum besonders die
Nort-
heimer
, die
Katlenburger
und die
Brunonen
in den Blick
treten. Aber auch die regional bedeutsamen Familien wie
die Herren von der Asseburg, später auch von Wolfenbüt-
tel genannt, die Herren von Meinersen und die Herren
von Warberg sind zu nennen und die Herren von Peine,
die nach 1160 bisweilen auch Grafen genannt wurden.