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Das für die Reichsentwicklung bedeutendste
Geschlecht sollten die Liudolfinger werden. Die Begrün-
dung ihrer Macht ging von umfangreichem Eigengut in
Gandersheim, Altgandersheim und Brunshausen in
einem Tal westlich des Harzes zwischen den Erhebun-
gen Heber und Helleberg aus. Schon im 9. Jh. stiegen
sie über Heiratsverbindungen mit einem Zweig der
Karolinger zu Herzögen in Sachsen auf.
919
wurde mit
Heinrich I. der erste Liudolfinger zum deutschen König
gewählt
.
Ottonen und Reichspolitik
Unter den Liudolfingern, wegen der drei herausra-
genden Namensträger Otto I., Otto II. und Otto III. auch
Ottonen genannt, wurde der
Raum nördlich des Harzes
mit zahlreichen Pfalzen ein Zentrum der Reichspolitik
.
Von besonderer Bedeutung war die
Pfalz Werla
im nörd-
lichen Harzvorland, die bereits im 9. Jh. befestigt war
und im 10. Jh. ausgebaut wurde. Nach Werla zog sich
König Heinrich I. bei einem Ungarneinfall 924 zurück
und handelte gegen Freilassung eines gefangenen unga-
rischen Anführers einen 9-jährigen Waffenstillstand aus
– Zeit, sich mit einem neuartigen Reiterheer und einem
Burgensystem gegen neue Bedrohungen zu wappnen.
Geschickt abwägende Politik gegenüber Ungarn und Sla-
wen sowie eine Kette von Pfalzen und Burgen machten
den Harzvorraum zu einer Basis der Reichspolitik.
Am Steilufer der
Oker zwischen
Schladen und
Werlaburgdorf
stand auf dem
„Burgberg“ die
unter König
Heinrich I. nach
920 errichtete
Königspfalz Wer-
la. Die Pfalz war
eine militärisch
befestigte Anla-
ge. Sie nahm
den reisenden
Hof auf und war
zugleich Stätte
herrschaftlicher
Repräsentation.
Ein beheizter
Raum bildete
den Mittelpunkt
des Wohnbaues,
der auch Wirt-
schaftsräume
enthielt. Werla
hatte zwei Vor-
burgen.