Seite 12 - Wallring

Basic HTML-Version

8
die Ausgangsbedingungen für den Wallring
Näherte man sich im 18. Jahrhundert der Stadt Braun-
schweig, so bot sich ein beeindruckendes Bild: Vor der
Kulisse der hochragenden Kirchentürme lagerte ein
mächtiges Band aus hohen Erdwällen und Gräben,
durch das man über mehrfach gelenkte Torwege und
Zugbrücken in die Stadt gelangte. Schon im Verlauf des
13. Jahrhunderts hatte Braunschweig eine das gesamte
heutige Innenstadtgebiet umgebende Stadtmauer erhal-
ten. Als bedeutendes Mitglied der Hanse äußerten sich
Wohlstand und Selbstbewusstsein der Bürger nicht zu-
letzt in der immer weiter ausgebauten Stadtbefestigung.
Schon früh wurde die Oker für ein System von äußeren
und inneren Umflutgräben genutzt. Der oftmals mili-
tärisch ausgefochtene Konflikt der Stadt mit den inzwi-
schen inWolfenbüttel residierenden Herzögen veranlass-
te Anfang des 16. Jahrhunderts die Stadtväter erneut, die
Befestigungsanlagen zu verstärken. Mächtige Rondelle
ergänzten nun die mittelalterliche Stadtmauer mit ihren
neun, von hohen Türmen markierten Stadttoren.
Dies war die Situation, als der in den Niederlanden und
in Nordfrankreich geschulte Militärbaumeister Johann
Caspar von Völcker (1655-1730) Ende des 17. Jahr-
hunderts den Auftrag erhielt, die seit 1661 wieder im
Besitz der Herzöge befindliche Stadt erneut mit einer
moderneren Befestigung zu versehen. Er ersann ein aus-
geklügeltes System in der „Niederländischen Manier“
aus sechzehn Bastionen, Gräben und vorgeschobenen
Ravelins (Festungsinseln). Über sieben neue Außen-
toranlagen mit Zugbrücken gelangte man nun in die
Stadt; zwei der alten Stadttore (Magnitor und Neustadt-
tor) wurden geschlossen. Die neue Bastionsanlage um
den 132 ha fassenden Stadtkern hatte eine Breite von
200 m zwischen alter Mauer und dem nun im Zickzack
geführten Außengraben. Mit dem vorgelagerten Glacis
nahm die Fortifikation ein Areal von 173 ha ein. Da-
für waren immense Erdarbeiten und die Schleifung von
mehreren vorstädtischen Ansiedlungen (Steintorvor-
stadt, Rennelberg u.a.) notwendig. Die hohen, mit Gras
bewachsenen Erdwälle waren nur an wenigen Stellen
durch gemauerte Bereiche verstärkt. Schon aufgrund