Seite 29 - Westphalenzeit

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Vieltausendfach erschallte daraufhin aus den Mündern seiner Krieger:
„Es
lebe unser Vater! Es lebe der Vater seiner Kinder!“
– So begleitet betrat Her-
zog Friedrich Wilhelm sein angestammtes Land.
In Hessen, dem ersten braunschweigischen Ort – wo sich eine ungezählte
Menge Volkes versammelt hatte, um seinen rechtmäßigen Herrscher zu sehen
und zu begrüßen – wurde auf einer Wiese ein Nachtlager hergerichtet. Am
nächsten Morgen – am Montag, den 31. Juli, 5.00 Uhr – begann der Marsch
nach Wolfenbüttel, gegen 11.00 Uhr war vor dem dortigen Herzogtor der
außerhalb der Stadt gelegene „Gasthof zum Forsthause“ erreicht und es wurde
Halt gemacht. In die Stadt Wolfenbüttel rückte lediglich das freie Jägerbataillon
unter Führung des Majors von Herzberg ein. Herzog Friedrich Wilhelm wollte
nicht am Tage in seine Landeshauptstadt Braunschweig einziehen. Er wusste,
wie sehr ihn seine Braunschweiger liebten. Aber er befürchtete, dass sie im
Freudentaumel ihrer Liebe in einer Art und Weise laut werden könnten und
deshalb später – nach dem Durchzug seines Korps – dann Unheil und Ver-
derben erleiden müssten. Jubelnd begrüßten Wolfenbütteler ihren Herzog und
auch aus Braunschweig eilten Scharen von Leuten heran, um den Einzug des
längst ersehnten Helden in seine Vaterstadt zu begleiten.
Während der Rast beim „Gasthof zum Forsthause“ traf der an die Nordsee-
küste ausgesandte und nun von dort zurückkehrende Kapitain von Oppen
ein und überbrachte an Nachrichten, dass
• eine Expedition der Engländer nicht nach Deutschland, sondern nach Hol-
land vorbereitet wird,
• der Herzog – für die Überfahrt seiner Schwarzen Schar nach England –
auf Weser eine Anzahl Schiffe vorfinden wird und
• der Oberst von Dörnberg in England die Ankunft und Aufnahme
vorbereitet.
Als der Abend des 31. Juli anbrach, erhob sich Herzog Friedrich Wilhelm,
um an der Spitze seiner Krieger in die geliebte Vaterstadt einzuziehen. Auf
der Straße – von Wolfenbüttel nach dem gut zwei Stunden Weges ent-
fernten Braunschweig – befanden sich so viele Leute, dass das Korps nur
langsam und mit Mühe durch die Menschenmasse voran kam. Friedrich
Wilhelm feierte den Triumphzug, der in seiner Heldenbrust freudige und
doch auch wehmütige Gefühle hervorrief. Mit jedem Schritt voran tauchten
neue Erinnerungen in seinem Geiste auf, es vergrößerte sich der Jubel des