Seite 26 - Zwangsarbeit

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des Arbeitsmarktes zu unterstreichen
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. Dabei zeichnete sich die Reichsarbeitsverwaltung
durch eine stringent organisierte arbeitsteilige Hierarchie aus. Wichtige Entscheidungen
wurden im Reichsarbeitsministerium in Berlin getroffen und in den Landesarbeitsämtern
für mehrere Regionen bzw. Länder umgesetzt. Die für einen Bezirk zuständigen Arbeits-
ämter führten aus und berichteten regelmäßig.
Die Bedeutung der für das Land Braunschweig zuständigen Arbeitsämter stieg mit
der wichtiger werdenden Arbeitskräfteversorgung wegen der Einbindung der braun-
schweigischen Wirtschaft in die Rüstungsproduktion und der größtenteils auf braun-
schweigischem Gebiet gelegenen Reichswerke Hermann Göring in Salzgitter, letzteres
über die Nebenstelle des Braunschweiger Arbeitsamtes in Watenstedt. Das Arbeitsamt
Braunschweig rückte vor allem im Zuge der Kriegsvorbereitungen in eine zentrale Posi-
tion bei der staatlichen Regulierung des Arbeitsmarktes. Das Arbeitsamt Goslar ver-
sorgte mit seiner Nebenstelle in Salzgitter die nicht so zahlreichen Betriebsteile der
Reichswerke Hermann Göring, die bis 1941 auf preußischem Gebiet lagen. Im Zuge
einer Gebietsreform wurden 1941 die preußischen Gebietsteile der Reichswerke dem
Freistaat Braunschweig zugeschlagen und die beiden zuständigen Nebenstellen in Waten-
stedt und Salzgitter mit Wirkung vom 1. August 1941 zu einem eigenständigen Arbeits-
amt mit der Bezeichnung Arbeitsamt „Reichswerke Hermann Göring“ in Watenstedt, ab
1944 Arbeitsamt Watenstedt, zusammengeschlossen. Das Arbeitsamt Helmstedt wie
auch die Nebenstelle Wolfenbüttel des Arbeitsamtes Braunschweig versorgten einen eher
landwirtschaftlich strukturierten Raum, Helmstedt zusätzlich die Braunschweigischen
Kohlenbergwerke. Die Arbeitsämter Blankenburg und Goslar hatten mit den Anforde-
rungen der braunschweigischen Forstverwaltung sowie denen eines sich entwickelnden
Touristikgewerbes im Harz zu tun. Der Landkreis Gandersheim und der bis 1941 zum
Freistaat gehörige Kreis Holzminden wurden in Fragen der Arbeitskräfteversorgung
über die Nebenstellen des Arbeitsamtes Alfeld in Holzminden und in Seesen/Harz ver-
sorgt
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.
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So u.a. die ‚Lenkung’ des Arbeitseinsatzes (wie Anm. 4), die ‚reibungslos’ funktionieren sollte (Alfred Ger-
ber wie in Anm. 11); zu Syrups Lebenslauf vgl. Dieter
Maier
(wie Anm. 3), S. 64; Braunschweiger Tages-
zeitung, Ausgabe Wolfenbüttel, 30.6.1942: Der Reichsarbeitsminister Franz Seldte war ebenfalls Ingenieur.
Er hat an der TH Braunschweig Chemie studiert; vgl. auch Geschäftsverteilungspläne, StA WF 8 R Zg.
35/2000 Nr. 14 u. 10 A Bund Zg. 35/2000 Nr. 20: Auch der Leiter der Abteilung ‚Arbeitseinsatz’ beim
Arbeitsamt Braunschweig H. Gerhardy war Dipl. Ingenieur.
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Vgl.: Bezirke der Arbeitsämter. In: Reichs-Arbeitsmarkt-Anzeiger. Sondernummer. Berlin 1.6.1928, Jg.
1928/Nr. 22. (Hrsg. v.d. Reichsanstalt für Arbeitslosenvermittlung und Arbeitslosenversicherung); 10 A
Bund Zg. 35/2000 Nr. 7; 12 Neu 18 Nr. 777 bis 779: Der Bezirk des Arbeitsamtes Braunschweig umfasste
Stadt und Landkreis Braunschweig sowie den Landkreis Wolfenbüttel. Nicht zum Arbeitsamt Braunschweig
gehörte die braunschweigische Exklave Thedinghausen bei Bremen, Landkreis Braunschweig. (Arbeitsamt
Bremen, ab 1942 Bassum b. Bremen). Das Arbeitsamt Helmstedt war zuständig für den gleichnamigen
Landkreis. Calvörde als Exklave des Landkreises Helmstedt wurde durch das Arbeitsamt Magdeburg
betreut. Die Stadt des KdF-Wagens gehörte vom Juni 1941 bis zum Februar 1942 zum Helmstedter Arbeits-
amtsbezirk. Mit Wirkung vom 15. Februar 1942 erhielt die Stadt ein eigenes Arbeitsamt. Der Arbeitsamts-
bezirk Goslar setzte sich zunächst zusammen aus dem bis 1941 preußischen, dann neu – braunschweigischen
Stadt- und Landkreis Goslar sowie den zum Freistaat gehörigen Kreis Zellerfeld, dem braunschweigischen
Amtsbezirk Bad Harzburg (Kreis Wolfenbüttel) sowie einigen Gemeinden des Landkreises Gandersheim. Er
wurde im Juni 1942 erweitert um das Gebiet des Arbeitsamtes Blankenburg, des kleinsten Arbeitsamts-
bezirkes im Gebiet des Landesarbeitsamtes Niedersachsen, zuständig hauptsächlich für den Kreis Blanken-
burg. Zum Arbeitsamt in Watenstedt und seiner Vorgänger vgl. auch Gerd
Wysocki
, Arbeit für den Krieg,
Braunschweig 1992, S. 51 u. S. 86 ff.