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Albrechts I. v. Everstein und Judiths (?) v.
Schwalenberg, begegnet außer bei den Erz-
bischöfen von Mainz, den Bischöfen von Pader-
born und Hildesheim zwischen 1152 und 1162
bei Heinrich dem Löwen – 1156 war er in Brsg
– als Zeuge herzoglicher Urkunden für ver-
schiedene Stifte und Klöster (1152 Scheda, 1154
Hardehausen, 1156 Amelungsborn, 1162 Corvey,
Bursfelde und Riddagshausen sowie Homburg).
Wohl über eine von Heinrich dem Löwen betrie-
bene Angelegenheit des Klosters Hilwartshau-
sen kam A. II. 1156 mit dem Reichsoberhaupt in
eine Verbindung, die seine Nachkommen – seit
1180 immer wieder in Konflikt mit den Welfen –
für einen gewissen Zeitraum ausbauten.
L: B. Spilcker, Gesch. der Grafen von Everstein und ihrer
Besitzungen, 1833, S. 204-222; G. Schnath, Die Herr-
schaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922, S.
9-12; E. Schubert, Gesch. Niedersachsens 2.1, 1997, S.
372; D. Zunker, Adel in Westfalen. Strukturen und Kon-
zepte von Herrschaft (1106-1235), 2003, S. 28-85.
G. Pischke
Adalbert III.
(auch A. II.), Graf von Everstein
* um 1140 † 1202
A. III., Sohn
Adalberts II. von Everstein
und einer unbekannten Mutter, wurde vermut-
lich im Kloster Corvey erzogen. Er heiratete –
vielleicht in erster Ehe und durch Vermittlung
Kaiser Friedrichs I. – um 1167 die zweifache
Witwe Rixa von Polen (1. Graf Alfons von Kasti-
lien, 2. Graf Raymond-Berengars von Aragon),
Tochter Hzg Wladislaws aus dem Hause der
Piasten und der Babenbergerin Agnes v. Öster-
reich. Er hatte zwei Söhne, Adalbert IV. und,
vielleicht aus einer zweiten, nach Rixas Tod
(16.11.1185) mit einer Kunigunde geschlossenen
Ehe, Konrad II. A. III. wurde vom Anhänger
Heinrichs des Löwen zu seinem Gegner. Wie
schon sein Vater erscheint er am hzgl. Hof, 1163
und 1173 war er auf vom Hzg einberufenen
Landtagen in Hannover und Paderborn. Er
intensivierte die Verbindung zum König, nahm
1174/75 an dessen 5. Italienzug teil und war in
den 1180er Jahren häufiger am Königshof. 1180
schloss sich A. III. der Opposition gegen Hein-
rich den Löwen an, nahm am Hoftag von Geln-
hausen teil, lag im August 1180 im Heer des
Erzbischofs von Köln vor Halberstadt, belagerte
mit diesem im Juli und August 1181 Brsg. Im
Dezember 1181 war er auf dem Hoftag in Erfurt,
erlebte hier die Unterwerfung Heinrichs des
Löwen und bestätigte die Hildesheimer Position
zur Burg Homburg als Hildesheimer Lehen
Heinrichs des Löwen. Die welfische Schwäche
nutzte er zum Ausbau eines eversteinischen
Herrschaftsbereichs an der Weser, der um 1200
zur Gründung der Stadt Holzminden und zum
Bau der dortigen Burg führte. Als sich 1186 auf
der mainzischen Burg Rusteberg Gegner des
Erzbischofs von Köln versammelten, begegnete
A. III. hier Heinrich dem Löwen. 1192 war er
dabei, als Kaiser Heinrich VI. und der Bischof
von Paderborn in Mühlhausen die Burgen
Desenberg (aus Heinrich des Löwen northei-
mischen Erbe) und Plesse tauschten; um die
Jahrhundertwende bezeugte er zusammen mit
Pfalzgraf
Heinrich (dem Langen) eine Ame-
lungsborner
Angelegenheiten
betreffende
Urkunde des Bischofs von Hildesheim.
L: B. Spilcker, Gesch. der Grafen von Everstein und
ihrer Besitzungen, Bd 2, 1833, S. 219-226; G. Schnath,
Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegel-
berg, 1922, S. 9-12; E. Schubert, Gesch. Niedersach-
sens, Bd 2.1, 1997, S. 372; D. Zunker, Adel in West-
falen. Strukturen und Konzepte von Herrschaft (1106-
1235), 2003, S. 28-85.
G. Pischke
Adam,
Hans
* 1628/29 Bremen (?) † 1675 Wolfenbüttel,
Scharfrichter und oberster Abdecker des Hzgs,
Heilkundiger.
A. stammte wohl aus einer Bremer Scharf-
richterfamilie. Er nahm zwanzigjährig 1648 die
Witwe seines Vorgängers David Fuchs zur Frau
und wurde so in Wolfenbüttel hzgl. Scharfrich-
ter. Über A.s Leben ist mehr als von den meis-
ten seiner Kollegen zu erfahren, denn er ver-
zeichnete zwischen 1656 und 1672 Folter und
Hinrichtungen, die er im Dienst des Hzgs vor-
genommen hatte, wenn er nicht, wie vereinbart,
die drei Gulden für jeden dieser Dienste bezahlt
bekam. Danach ließ er Reinschriften anferti-
gen, die Scharfrichter-Tagebüchern ähneln.
Aufgaben und Arbeitsanfall eines Scharfrich-
ters im 17. Jh. werden daraus deutlich.
Die Reinschriften lassen einen langsamen
Wandel in der Rechtsprechung erkennen. In
den ersten neun Jahren rechnete A. 66 Torturen
und sechs Wasserproben ab; in den Jahren ab
1665 nur noch sieben Torturen und eine Was-
serprobe. Ehrenrührige Hinrichtungen wie das
(seltene) Rädern bei besonders brutalen Verge-