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Albrecht Heinrich,
Herzog zu Braunschweig
und Lüneburg (Wol)
* 26.02.1742 Wolfenbüttel † 08.08.1761 Hamm,
Offizier.
Der als dritter Sohn Hzg
Karls I. zu Brsg-
Lbg und Hzgin Philippine Charlotte, Schwester
Friedrichs des Großen, geborene A. H. erhielt
wie alle seine Geschwister eine gründliche, an
den Bildungsnormen der Aufklärung orien-
tierte Erziehung, die von Abt
Jerusalem gelei-
tet wurde. Dem Beispiel seiner älteren Brüder
wie auch eigener Neigung folgend, wandte er
sich dem Studium der Kriegswissenschaft zu,
dem am Collegium Carolinum in Brsg kompe-
tente Fachleute vorstanden. 1761 erfolgte sein
Kriegseinsatz bei der in Westfalen operierenden
Armee seines Onkels, des Hzgs
Ferdinand zu
Brsg-Lbg. Als Obristleutnant und Führer eines
Infanteriebataillons nahm er an der für die
alliierten Truppen siegreichen Schlacht von
Vellinghausen teil, wurde jedoch bei Verfol-
gungsscharmützeln schwer verwundet und
starb nach kurzem Krankenlager in Hamm.
Seine im Bewusstsein des Sterbens gezeigte
Seelenstärke und das ernste Bemühen um See-
lenheil wertete Abt Jerusalem in dem auf A. H.
verfassten Nachruf als vorbildliche Sterbe-
Norm eines tugendhaften Fürsten im Dienst des
Vaterlandes. A. H. wurde nach Brsg überführt
und im Dom beigesetzt. Einen Teil seines Nach-
lasses – kriegswissenschaftliche Handschrif-
ten, Pläne, Zeichnungen – überwies sein Bru-
der, Prinz Friedrich August, 1763 der HAB.
L: ADB 1, S. 265; F. W. Jerusalem, Das Leben des
höchstseligen Durchlauchtigsten Prinzen Albrecht
Heinrich, Prinzen zu Brsg und Lbg, 1762; O. Elster, Bd
2 (1714-1806), 1901, S. 295f.; W. Brandes, Ein Brsger
Prinz im Siebenjährigen Krieg, in: BsM, Bd 23, 1917,
S. 45-51; K. E. Pollmann, Hrsg., Abt Johann Friedrich
Wilhelm Jerusalem (1709-1789). Beitr. zu einem Collo-
quium anläßlich seines 200. Todestags, 1991, S. 49f.
– B: HAB Porträtstichslg, A 2277, Kupferstich.
I. Münch
Albrecht II.,
Graf von Regenstein
* vor 1300 † 1348/1349 nahe Danstedt.
Der Sohn Graf Ulrichs III. von Regenstein,
der unter dem Ruf eines „Raubgrafen“ bekannt
wurde und zu den bedeutendsten Regenstei-
nern zählt, wird erstmals in einer Urkunde aus
dem Jahr 1310 in Verbindung mit seinem Vater
genannt. In mittelalterlichen Chroniken und in
der Überlieferung regionaler Sagen werden
sowohl seine Körpergröße als auch seine Kraft
erwähnt. Die Bezeichnung „Raubgraf“ geht ver-
mutlich auf seine Auseinandersetzungen mit
Bischof
Albrecht II. von Halberstadt zurück.
Dieser versuchte mit aller Macht und geschick-
ter Planung die Vorherrschaft der Regensteiner
im Harzgebiet zu brechen und den Geltungsbe-
reich des Hochstifts Halberstadt zu vergrößern.
Eines seiner Ziele war es, seinen Einfluss auf
die Stadt Quedlinburg auszuweiten, deren Neu-
stadt der Hoheit der Regensteiner unterstand.
So nutzte er einen bestehenden Zwist zwischen
den Regensteinern und Quedlinburg, um deren
Bürgerschaft gegen den Grafen anzustacheln.
Beim Krieg zwischen dem Grafen und der Stadt
Quedlinburg von 1336 bis 1338 verstärkte sich
der streitbare Ruf des Grafen weiter. Einer
wenig glaubhaften Überlieferung zufolge soll
A. während der Belagerung der Stadt festge-
nommen und ein Jahr lang in einem hölzernen
Käfig am Rathaus eingesperrt worden sein,
bevor er wieder freikam. Durch seine erste Ehe
mit Oda, der Erbtochter des letzten Grafen von
Falkenstein, hatte A. die Aussicht auf das Fal-
kensteiner Erbe. Als sein Schwager Burchard
von Falkenstein jedoch 1332 die Grafschaft Fal-
kenstein dem Hochstift Halberstadt übertrug,
verstärkte sich die Auseinandersetzung zwi-
schen den beiden. Letztlich konnten in zahl-
reichen Kämpfen lediglich die Hettstedter Güter
dieses Erbes von den Regensteinern zurück
erlangt werden. Auch ein Überfall auf die Stadt
Halberstadt 1347/1348 konnte die Macht des
Bischofs nicht wesentlich schwächen. Bevor A.
mit weiteren Gegnern des Bischofs erfolgreich
eine Koalition schließen und zum verstärkten
Angriff ansetzen konnte, fiel er im Jahre
1348/1349 einem Überfall zum Opfer. Bei einer
Inspektion seiner Güter wurde er vom bischöf-
lichen Vogt Rudolf von Dorstadt gefangenge-
nommen und ermordet. Da die Beziehung zwi-
schen A. und Rudolf von Dorstadt hasserfüllt
gewesen sein soll, berichtet eine Sage, dass die
Leiche des Grafen auf einer Lanzenspitze aufge-
spießt worden sei. Die Grafschaft Regenstein
hatte unter A. und nach seinem Tod wesentlich
an Bedeutung verloren, was auch die Aussöh-
nung zwischen seinen Erben und dem Bischof
im Jahr 1351 nicht revidieren konnte.
L: G. Schmidt, Zur Genealogie der Grafen von Regen-
stein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jh.,