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Aufhebung des Lehnswesens in Preußen gegen
große Widerstände des Adels begonnen. Zwi-
schen 1719 und 1726 war A. hannoverscher
Staatsminister. Mit
Gottfried Wilhelm Leibniz
führte er eine vielschichtige politische Korres-
pondenz. Sie zielte vor allem auf die Wahrung
des Reichsgedankens gegen preuß. und auch
welfische Bestrebungen, die Reichsgewalt wei-
ter zurückzudrängen. A. hinterließ eine
umfangreiche Bibliothek, die auch Leibniz
nutzte. Er beauftragte 1694-1702 den Archi-
tekten
Hermann Korb mit dem Bau des
Schlosses Hundisburg bei Haldensleben. Dieses
Schloss ist ein Hauptwerk des Barock in Nord-
deutschland mit bedeutenden Gartenanlagen.
L: DBE I, S. 108; NDB 1, S. 233f.; StA WF 2 Alt Nr.
2963. – B: u.a. StA Wf 50 SLG 17 Nr.1.
M. Fimpel
Amandus,
Johannes
* Westfalen † 1530 Goslar, luth. Theologe.
A., als Priester aus Holstein vertrieben, war
eine Zeit lang als „verlaufener Ablaßprediger“
tätig, ehe er den Wittenberger Reformator Mar-
tin Luther kennen lernte und zum überzeugten
Anhänger der religiösen Erneuerungsbewe-
gung wurde. Als sich 1523 Markgraf Albrecht
von Brandenburg zur Einführung der Reforma-
tion in Preußen um ev. Geistliche bemühte, ver-
mittelte Luther die Berufung des A. nach
Königsberg. Der mutige Theologe sorgte tat-
kräftig für die Abschaffung der alten Liturgie,
scheute sich aber auch nicht, scharfe Reden
gegen weltliche und geistliche Obere zu führen.
Durch sein demagogisches Auftreten machte
sich A. viele Feinde, und als es nach seiner auf-
stachelnden Osterpredigt 1524 zur Plünderung
eines Franziskanerklosters kam, verlor er den
letzten Rückhalt. Auf Weisung des Regenten
musste der streitbare Volksprediger wenig spä-
ter zusammen mit seiner jungen Frau Königs-
berg binnen Tagesfrist verlassen. Ganz ähnlich
der Verlauf seiner nächsten Predigeranstellun-
gen in Danzig und Stolpe, die mit gewaltsamer
Entfernung bzw. Flucht endeten. Zunächst ziel-
los umherirrend, wandte sich der Vertriebene
1526 nach Wittenberg, um sich von Luther prü-
fen zu lassen. Dessen günstiges Urteil ver-
schaffte A. daraufhin ein Predigeramt in Stet-
tin, wo man jedoch ebenfalls den unruhestif-
tenden Geist dieses Gottesmannes erkannte
und ihn gefangen setzte.
Luther erwirkte seine Freilassung und
bewog den mit ihm befreundeten Theologen
Nikolaus von Amsdorf, der gerade zur Einfüh-
rung der Reformation in Goslar weilte, A. dem
dortigen Rat als Nachfolger zu empfehlen. Seine
Berufung als erster Superintendent und Pfarrer
der Marktkirche erfolgte Ostern 1528. Ener-
gisch nahm er auch hier die Neuordnung des
Gottesdienstes vor, ebenso die des Schulwesens,
indem eine Bürgerschule gegründet und die
Domschule geschlossen wurde. Die von ihm im
Kampf gegen den Ablasshandel veranlasste Ent-
fernung kath. Kultgegenstände löste einen Bil-
dersturm der evangelischen Gemeinde auf die
Kirchen aus, der sich, nicht ohne Mitwirkung
des Superintendenten, zum Aufruhr gegen die
kommunale Obrigkeit ausweitete und die Refor-
mation in Goslar reichsweit in Verruf brachte.
Zur Eindämmung der Wirren ging der Rat
gegen zwei als zwinglianisch erkannte Predi-
ger vor, und als A. für diese Partei ergriff, setzte
er sich selbst dem Verdacht der Irrlehre aus.
Sein unerwarteter Tod kam einer Anklageerhe-
bung zuvor. Im Urteil Luthers war A. ein guter
Pfarrer, dem aber durch seine ungezügelte,
demagogische Natur ein segensreiches Wirken
versagt geblieben sei.
W: Vom geistlichen Streit der Christen, 1524. – L: ADB
1, S. 389; NDB 1, S. 240; DBE 1, S. 110; U. Hölscher, Die
Gesch. der Reformation in Goslar, 1902, S. 54ff., 65ff.,
98f; P. Tschackert, Johannes Amandus, der erste
Superintendent der freien Reichsstadt Goslar, in: Zs.
d. Ges. f. nds. Kirchengesch. 8, 1904, S. 5- 45; Patze 3,
2, S. 11f.
J. Schmid
Amo,
Anton Wilhelm, Dr. phil. habil.
* ca 1700 vermutlich Nkubeam/Ghana
† nach 1753 Fort Chama/Ghana, Hofmohr,
Universitätslehrer.
A. wurde nach mündlicher Tradition im Dorf
Nkubeam bei der Stadt Axim (heute: Ghana) als
Angehöriger der ethnischen Gruppe der Nzema
(auch: Nzima) geboren. Er soll von seiner Mut-
ter zu ihrer Schwester nach Amsterdam gesandt
worden sein, um ausgebildet zu werden.
Zugleich besiegelte die Stellung des Jungen als
Geisel einen Handelsvertrag des „Löwenstam-
mes“ von Nkubeam mit der Holländ.-West-
indischen Gesellschaft. Als Geschenk der