Gesellschaft gelangte er an den Hof der Hzge
von Brsg. Am 29. Juli 1708 wurde er in der
Kapelle des Schlosses Salzdahlum getauft.
Namengebende Taufpaten waren Hzg
→
Anton
Ulrich und dessen Sohn
→
August Wilhelm.
In den Jahren 1716-1720 bekleidete A. die
Stellung eines Hofmohren. Noch 1723 lieh er in
der HAB ein Werk von Dürer („De anthropomet-
ria“) aus. 1727 immatrikulierte er sich an der
philosophischen Fakultät der Universität Halle,
hörte dort aber auch Vorlesungen der juristi-
schen Fakultät. 1729 berichtete er über seine
Disputation „De iure Maurorum in Europa“,
deren Text nicht erhalten ist. 1730 schrieb er
sich an der Universität Wittenberg ein, an der
er am 17. Oktober 1730 den Grad des Magisters
der Philosophie und der Freien Künste erwarb.
Seine soziale Wertschätzung ging zu dieser Zeit
so weit, dass er 1733 beim Empfang der Univer-
sität für den sächsischen Kurfürsten der stu-
dentischen Abordnung präsidierte. 1734
erschien seine Dissertation „De humanae men-
tis apatheia“. Mit seiner Promotion wurde A. als
Magister legens zugelassen. 1736 beantragte er
die Lehrerlaubnis an der philosophischen
Fakultät der Universität Halle; für das folgende
Jahr sind mehrere Vorlesungen nachweisbar. Er
habilitierte sich mit der Schrift „Tractatus de
arte sobrie et accurate philosophandi“, die 1738
in Halle erschien. 1739 erhielt er die Lehrer-
laubnis an der Universität Jena. Die Ankün–
digung einer Vorlesung über Physiognomik,
Chiromantie, Geomantie, Astrologie und
Dechiffrier-Kunst stellt den letzten Beleg von
A.s Hochschultätigkeit dar. Seine letzte schrift-
liche Äußerung ist eine Stammbucheintragung
von 1740 mit einem Zitat des Stoikers Epiktet.
Den häufigen Universitätswechsel sieht die
ältere Literatur vor dem Hintergrund der
Kämpfe zwischen den Pietisten und den Vertre-
tern der Wolffianischen Philosophie. Einem
Erstarken der Pietisten habe sich A. als Wolffia-
ner durch den Gang an eine andere Lehrstätte
entzogen. Die jüngere Literatur betrachtet ihn
als Stoiker. Wie lange er nach 1740 in Europa
blieb, ist nicht bekannt. 1747 erschien eine ano-
nyme Schmähschrift des übel beleumundeten
Autors J. E. Philippi, in der eine Frau eine Lie-
beserklärung A.s mit diskriminierender
Begründung zurückweist. Nach einem Bericht
des in niederländischen Diensten stehenden
Schiffsarztes Gallandat hat dieser A. 1753 in
seiner Heimat besucht, wo er als Eremit lebte
und den Ruf eines Wahrsagers hatte. A. habe
sich nach dem Tod seines „Meisters“ (wahr-
scheinlich sein Lehrer Johann Peter v. Ludewig,
der 1743 starb) entschlossen, nach Afrika
zurückzukehren. Später sei er von Axim in die
Festung der Westindischen Companie St. Sebas-
tian in Chama gezogen. A.s Grab (gekennzeich-
net durch ein Kreuz mit Namenszug) lag
ursprünglich auf dem niederländischen Fried-
hof von Chama, wurde aber 1927 wegen Hoch-
wassers direkt vor die Festung umgebettet.
L: I. Kittel, Mohren als Hofbediente und Soldaten im
Hzgt. Brsg-Wol, in: BsJb 46, 1965, S. 85-86; B. Brent-
jes, Antonius Gvlielmus Amo Afer aus Axim in Ghana,
1968; M. Raabe, Leser und Lektüre im 18. Jh., 1989,
Bd 1, S. 7; M. Firla, Anton Wilhelm Amo, in: Tribus,
Linden-Museum Stuttgart, Bd 51, 2002, S. 56-89; Y. E.
Edeh, Die Grundlagen der philosophischen Schriften
von Amo, 2003; StA Wf: 3 Alt 553 fol. 75 r; 17 III Alt
Nr. 120 S. 91; 17 III Alt Nr. 123 fol. 29 r; 102 N 224 Bd
1, S. 84.
R. Lohlker
Andreae,
Dietrich Ernst
* um 1695 Mitau/Kurland (heute: Jelgava/
Lettland) † 1734 Paris (?), Maler und Zeichner.
Eine vorrangige Quelle für A.s Biographie
stellen die nach Angaben des Salzdahlumer
Galerieinspektors und Schülers von A.,
→
Lud-
wig Wilhelm Busch, zusammengestellten Auf-
zeichnungen Carl Heinrichs von Heinecken von
1769 dar. Demnach wurde A. zu Ende des 17. Jh.
als Sohn eines wohlhabenden Pächters in der
Residenzstadt Mitau geboren. Anstatt ein Stu-
dium zu beginnen, folgte er seinem Wunsch,
Maler zu werden, und trat in Königsberg in die
Lehre bei Justus van Bentum. Mit diesem Maler
reiste A. durch Europa, über Danzig, Hannover
bis, um 1716, nach Brsg, wo sich ihre Wege
trennten. Anscheinend durch den „Hofkommis-
sar“ Johann Heinrich Ridder wurde A. an Hzg
→
August Wilhelm vermittelt, der den Maler
sogleich für die Neuausgestaltung des „Grauen
Hofes“ in Brsg engagierte. A. fertigte vier
Deckengemälde, davon eines mit einem Götter-
bankett, und zwei Kaminstücke wohl für
Festräume des Schlosses. Auch stellte er in
einem Porträt den Hzg in römischer Rüstung
mit der Personifikation des Ruhmes dar. Hzg
August Wilhelm wollte anscheinend für die
weitere Ausbildung des Malers durch ein Reise-
stipendium nach Italien sorgen. A. nahm dies