aber nicht wahr, sondern reiste Anfang der 20er
Jahre über die Niederlande nach London. Hier
arbeitete A. für das Royal Hospital in Green-
wich. In England verlieren sich die Spuren des
Malers im Herbst 1726. Von seiner Tätigkeit
1716 bis ca 1720/21 für Brsg/Wol zeugen u.a.
die erhaltenen Gemälde: „Selbstbildnis“, „Anbe-
tung des Kindes“ (beides im HAUM), „Christus
am Kreuz“ (Brsg, St. Andreas), Porträt des Pre-
digers Hermann Reinhold Pauli (Brsg, Ref.
Gemeinde), sowie 185 Zeichnungen (im HAUM),
überwiegend zu christlichen und mytholo-
gischen Historien. Über die eher mediocren
Künstler dieser Zeit im Fürstentum ragt A. hin-
aus. Sein eigenständisches Œeuvre orientiert
sich nicht an gefälligen niederländisch ausge-
richteten Werken seines Lehrers van Bentum,
sondern mit einer Hell-Dunkel-Malerei an ita-
lienischen Vorbildern, die er wohl in Samm-
lungen kennen gelernt hatte. Kennzeichnend
für A.s Persönlichkeit, aus seinem Brsger
Selbstbildnis als „unausgeglichen“ oder sogar
„depressiv“ gedeutet, scheint zu sein, dass er
bevorzugte, seine Kunst zu vervollkommnen,
ohne sich auf die trügerische Sicherheit der
Stellung eines Hofmalers einlassen zu wollen.
L: Thieme/Becker 1, S. 444; G. Walczak, Dietrich
Ernst Andreae (um 1695-1734), in: Niederdt. Beitr.
zur Kunstgesch. 39, 2000, S. 135-160; Ders., ebd., 40,
2001, S. 99-124. – B: Selbstbildnis, HAUM Nr. 636.
J. Luckhardt
Andreae,
Jakob, Dr. theol., Prof.
* 25.03.1528 Waiblingen (Württemberg)
† 07.01.1590 Tübingen, luth. Theologe.
Ursprünglich von seinem Vater, einem
Schmied, zum Tischlerhandwerk bestimmt,
durfte A. das Stuttgarter Pädagogium besuchen.
Hier wurde er von A. Märklin so gefördert, dass
er bereits im Alter von 13 Jahren als Stipendiat
von der Universität Tübingen aufgenommen
wurde. Es war Schnepf, der, 1543 als Prediger
und Prof. der Theologie von Stuttgart nach
Tübingen versetzt, A. das strenge Luthertum
nahe brachte. Seit 1545 Magister der Philoso-
phie, verließ A. 1546 die Universität und wurde
Diakonus in Stuttgart, wo er noch im selben
Jahr Anna Entringer heiratete. Nach Einfüh-
rung des Augsburger Interims musste er Stutt-
gart 1548 verlassen. A. wurde 1549 Diakonus in
Tübingen, promovierte 1553 und wurde Stadt-
pfarrer sowie Superintendent in Göppingen,
bald darauf Generalsuperintendent und enger
Mitarbeiter des Reformators von Württemberg,
J. Brenz. Auf Wunsch von Hzg Christoph betei-
ligte sich A. in Nachbarländern an der Einfüh-
rung der Reformation und Ordnung des Kir-
chenwesens. 1561 wurde er in Tübingen Kanz-
ler der Universität, Prof. der Theologie und
Propst. 1568 begannen seine umfangreichen
Reisen zur Herbeiführung des Kirchenfriedens
unter den deutschen Lutheranern. Diese führten
ihn alsbald nach Brsg, wo
→
Martin Chemnitz
beauftragt worden war, gemeinsam mit A. eine
Kirchenordnung für das Fürstentum und Ent-
würfe für das Konkordienwerk zu verfassen. Im
Anschluss an eine gemeinsam durchgeführte
lutherische Visitation erschien am 1. Januar
1569 die von beiden zusammengestellte, erst-
mals in Hochdeutsch gedruckte Kirchenord-
nung sowie im Zusammenhang damit die von
A. verfasste Klosterordnung. Der erste Konkor-
dienversuch dagegen scheiterte 1570 auf dem
Konvent zu Zerbst, zu dem sich kursächsische,
brandenburgische, holsteinische, anhaltische,
hessische und brsg. Abgeordnete zusammenge-
funden hatten. Auf der Grundlage der von A.
1574 verfassten „Schwäbischen Konkordie“ ent-
stand 1577 unter Mitarbeit von Chemnitz und
anderen die „Formula Concordiae“. Diese suchte
zwischen dem unverfälschten Luthertum und
Melanchthons Erweiterungsversuchen zu ver-
mitteln und die durch Melanchthons Lehren
hervorgerufenen Uneinigkeiten zu beseitigen.