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Sohn Hzgs
Ludwig Rudolf zu Brsg-Lbg, seine
brsg. Heimat, um in russische Dienste zu tre-
ten. Nach einem auf den russischen Vizekanz-
ler Ostermann zurückgehenden Heiratsplan
war er als künftiger Ehemann der damals vier-
zehnjährigen Nichte der kinderlosen Kaiserin
Anna und damit als Vater eines künftigen rus-
sischen Herrschers ausersehen. Pro forma über-
nahm er zunächst als Oberst ein nach ihm
benanntes „Bevernsches“ Kürassierregiment
und beteiligte sich 1737/1738 unter Feldmar-
schall Münnich als Volontär an den Türkenkrie-
gen am Schwarzen Meer. 1739 kam es zur
geplanten Heirat mit Anna Leopol’dovna von
Mecklenburg. Ein Jahr später wurde aus dieser
Ehe der Sohn Ivan geboren, der nach dem Ver-
mächtnis der kurz darauf verstorbenen Kaise-
rin Anna noch im selben Jahr zum russischen
Kaiser (Ivan III. bzw. Ivan VI.) gekrönt wurde.
Die Regentschaft fiel zunächst an den bishe-
rigen Günstling der Kaiserin Ernst Johann von
Biron, der A. U. seiner militärischen Ränge ent-
hob und ihn politisch isolierte. Nach einem
Putsch Münnichs und dem Sturz Birons wurde
Anna Leopol’dovna 1740 zur Regentin des Rus-
sischen Reiches erhoben, A. U. erhielt den Titel
einer „kaiserlichen Hoheit“ und wurde zum
russischen „Generalissimus“ und zum Chef des
renomierten Semenovskij-Regiments ernannt.
Bereits ein Jahr später machte jedoch der Staats-
streich der jüngsten Tochter Peters des Großen,
Elisabeth, der Herrschaft des „Hauses Brsg“ in
Russland ein Ende. A. U. verlor 1741 sämtliche
Ehren und Ränge. Anfängliche Versprechen,
die „brsg. Familie“ aus Russland ausreisen zu
lassen, erwiesen sich als nichtig. A. U. wurde
mit Frau und weiteren Kindern – Tochter Katha-
rina, die kurz vor dem Sturz geboren war, sowie
den später geborenen Kindern Elisabeth, Peter
und Aleksej – in Riga, Dünamünde, Ranenburg
(Oranienburg) südlich von Moskau, seit 1744 in
der Bischofsresidenz Cholmogory am Weißen
Meer gefangen gehalten. Dort starb 1746 Anna
Leopol’dovna. 1756, zu Beginn des Siebenjähri-
gen Krieges, wurde der Sohn Ivan, der schon
zuvor von seinen Eltern getrennt leben musste,
in die Schlüsselburg am Ladogasee überführt.
Mehrere Gnadengesuche A. U.s an Kaiserin Eli-
sabeth blieben unbeantwortet. Ein Angebot
Kaiserin Katharinas II., Russland ohne seine
Kinder zu verlassen, lehnte er ab.
L: A. Brückner, Die Familie Brsg in Russland im 18.
Jh., 1876; L. Lewin, Das Schicksal Anton Ulrich d.J.
von Brsg in Rußland, in: Ch. Römer, Hrsg., Brsg-
Bevern, 1997, S. 249-264; M. v. Boetticher, Brsg. Fürs-
ten in Russland in der ersten Hälfte des 18. Jh., 1998,
S. 92-149, 206-259. – B: StA Wf 50 Slg 4 Nr. 4; Frontis-
piz von Johann Martin Bernigeroth in: Zedler 22,
1739; Ölgemälde ca 1740 (Schloss Marienburg,
Nordstemmen, 2006 verkauft).
M. v. Boetticher
Anton,
Carl (eigentlich Moses Gershon Cohen,
auch Gerson ben Mose Kohen), Prof.
* 11.09.1722 Mitau (Kurland) † Ort und Datum
unbekannt, Professor der hebräischen Sprache.
A. studierte sieben Jahre bei Rabbi Jonathan
Eibenschütz in Prag. Nach fünf Jahren ausge-
dehnter Reisen ließ er sich 1748 in Wolfenbüttel
protestantisch taufen und wurde zum Professor
Publicus Extraordinarius der hebräischen (rab-
binischen) Sprache der Universität Helmstedt
ernannt. Obwohl er ein Renegat war, verhielt er
sich gegenüber seinen früheren Glaubensgenos-
sen sehr loyal und verteidigte sie gegen die
antijüdischen Polemiken Johann Andreas Eisen-
mengers. In die europaweite Auseinanderset-
zung zwischen Rabbi Jakob Emden (Altona) und
seinem Lehrer Eibenschütz um den falschen
Messias Sabbatai Zewi (im sog. „Amuletten-
streit“) mischte er sich nachhaltig ein mit einer
„kurzen Nachricht von dem falschen Messias
Schabbethai Zebhi“ (Wolfenbüttel 1752; „Nach-
lese zu dieser Nachricht“, Brsg 1753). Sein wich-
tigstes Buch ist 1753 in Helmstedt erschienen:
„Wahre Gründe welche einen Juden zur wahren
Bekehrung oder zum Heilande der Welt Jesu