L: NDB 3, S. 678; Chronica Episcoporum Lubecensium
et Continuatio Chronicae Anonymi, in: H. Meibom
(Hrsg.), Scriptores rerum Germanicarum, Tomus 2,
1688, S. 393-410; Gatz 1448, S. 26; A. Boockmann,
Das zerstörte Gemälde der ‚Gregorsmesse’ von Bernt
Notke in der Marienkirche und der Aufenthalt des
Kardinals Raimundus Peraudi in Lübeck 1503, in: Zs.
des Vereins für Lübeckische Gesch. und Altertums-
kunde 81, 2001, S. 105-122, hier S. 118-121; R.
Gramsch, Erfurter Juristen im Spätmittelalter, 2003,
CD-Rom Nr. 22.
A. Boockmann
Arndt,
Johann
* 27.12.1555 Ballenstedt oder Edderitz (Anhalt)
† 11.05.1621 Celle, ev. Theologe und Erbauungs-
schriftsteller, brsg. Pfarrer, Generalsuperinten-
dent.
Der Pfarrerssohn besuchte die Schulen in
Aschersleben, Halberstadt sowie Magdeburg
und studierte ab 1575 in Helmstedt, Wittenberg,
Basel und Straßburg die Artes liberales und
Medizin (Prägung durch den Paracelsismus in
Basel). Nach der Ordination 1583 wurde A. Pfar-
rer im Fürstentum Anhalt, zunächst in Ballen-
stedt, 1584 in Badeborn. Der Fürst seines
Landes neigte dem Calvinismus zu und ver-
langte von den Pfarrern die Abschaffung des
Taufexorzismus. A. verweigerte den Gehorsam
und musste deshalb Amt und Heimat verlassen.
Von 1590 bis 1599 war er Pfarrer an der Niko-
lai-Kirche in Quedlinburg. Hier entstanden
seine Bußpredigten („Predigten von den Egyp-
tischen Plagen“, 1596/97, gedr. 1657) und eine
Schrift gegen die calvinistische Bilderfeindlich-
keit („Ikonographia“, 1597). In dieser Zeit gab A.
auch verschiedene Texte der spätmittelalter-
lichen Mystik heraus. Er wollte damit seiner
luth. Kirche diese Frömmigkeitstradition wie-
der neu zugänglich machen. Seine nächste Sta-
tion war das Amt an St. Martini in Brsg (1599–
1609). Hier verfasste er das erste Buch „Vom
wahren Christentum“, das 1605 in Frankfurt
a.M. erschien. Mithilfe von mystischen und spi-
ritualistischen Texten rief er zu einer tätigen
Nächstenliebe auf und kritisierte die falsche
Sicherheit der Christen. A. erregte mit seinem
Ruf zu einem wahren Christentum sowohl theo-
logische wie politische Anfeindungen. In den
Brsger Kämpfen zwischen der bürgerlichen
Stadtobrigkeit und den Patriziern 1604/05
stand er auf der Seite der Patrizier. Durch Kri-
tik besonders seines Amtskollegen Martin
Denecke (1569–1626) herausgefordert, gab A.
1606 in Brsg zwei weitere Auflagen seines ers-
ten Buches „Vom wahren Christentum“ heraus,
die tiefgreifende Umarbeitungen erfuhren und
in denen auch schon der Gesamtplan der „Vier
Bücher vom wahren Christentum“ deutlich
wird. Nach einer dritten Auflage seines ersten
Buches (Jena 1607) erschienen die „Vier Bücher
vom wahren Christentum“ erstmals in Magde-
burg 1610. Von 1609–1611 wirkte A. an der St.
Andreaskirche in Eisleben und von 1611–1621
als Generalsuperintendent des Fürstentums
Brsg-Lbg (Cel) in Celle. In gutem Einvernehmen
mit Hzg Christian d.Ä. zu Brsg-Lbg war er hier
an der Durchführung einer Generalkirchenvisi-
tation (1615) und der Neubearbeitung der Lüne-
burgischen Kirchenordnung (1619) wesentlich
beteiligt. Sein Gebetsbuch „Paradies-Gärtlein“,
das den späteren Auflagen des „Wahren Chris-
tentums“ meist beigedruckt wurde, kam 1612
in Magdeburg heraus. Über 900 Predigten A.s
sind überliefert: Predigtbände über die Evange-
lien (1616), den Katechismus (1616) und den
Psalter (1617).
A.s Bücher „Vom Wahren Christentum“ und
das „Paradiesgärtlein“ gehören zu den weitver-
breitetsten der christlichen Weltliteratur. Sein
einzigartiger Einfluss reicht weit über den pro-
testantischen Bereich hinaus. Seit 1618 wurden
verschiedene Schriften gegen A. verfasst, es
kam zu den „Arndt’schen Streitigkeiten“. Aber
die Gegner konnten den großen literarischen
Erfolg der „Vier Bücher vom wahren Christen-
tum“ nicht aufhalten. Die Gesch. der Arndt-