wurde er kaum auf die Rolle eines regierenden
Fürsten vorbereitet, da ihn sein Vater Hzg
→
Anton
Ulrich von Regierungsgeschäften weitgehend
fernhielt. So konnte er sich ausgiebig seinen
mechanischen und mathematischen Studien
widmen. Nach einer Kavalierstour (1677-1681)
nach Genf und Paris lebte A. W. in Wolfenbüttel
ziemlich zurückgezogen, bis er 1714 im Alter
von bereits 52 Jahren an die Regierung kam.
Trotz eindringlicher Warnungen seines Vaters
regierte er nicht, sondern ließ regieren. Dabei
achtete A. W. bei der Auswahl seiner Ratgeber
nicht nur auf sachliche Kompetenz, sondern
pflegte eine dem Land nachteilige Günstlings-
wirtschaft. Hier spielte sich vor allem
→
Konrad
Detlef von Dehn in den Vordergrund. Dehns
Intrigen hatten personelle Konsequenzen, wel-
che der Regierung gute Sachverständige ent-
fremdete. A. W. galt lange als großer Verschwen-
der und unfähiger Regent, der die Landesschul-
den in die Höhe trieb. Jüngere Darstellungen
neigen aber zu einer positiveren Bewertung.
Trotz der Hofintrigen gelang es, einige wichtige
Reformprojekte unter A. W.s Regentschaft auf
den Weg zu bringen. Vor allem die Verwaltung
wurde effizienter, so dass die hzgl. Einnahmen
und gleichzeitig der Wohlstand der Bevölke-
rung stiegen. Die Neuverschuldung hielt sich
im Vergleich zu Hzg Anton Ulrich in Grenzen.
Dennoch setzte A. W.s Hofhaltung in Wolfen-
büttel im wichtigen kulturellen Wettbewerb mit
anderen Reichsterritorien bedeutende Akzente.
Große Bauprojekte wurden vollendet. So ließ
der Hzg das Wolfenbütteler Schloss umbauen,
bereitete aber auch noch während seiner Regie-
rungszeit den späteren Wechsel der Residenz
nach Brsg vor, indem er dort einen neuen
Schlossbau begann und auch die Befestigungs-
werke stark ausbauen ließ. Im kirchlichen
Bereich setzte er mit der barocken Trinitatiskir-
che in Wolfenbüttel ein baupolitisches Zeichen.
Die ältere, protestantisch gesinnte Landesge-
schichtsschreibung würdigte im Zusammen-
hang mit diesem Kirchenprojekt vor allem auch
die erneute Zurückdrängung der Katholiken im
Hzgtm, welche unter dem zum Katholizismus
konvertierten Hzg Anton Ulrich sehr gefördert
worden waren. A. W. stützte sich dabei auf die
luth. Orthodoxie. Auch im außenpolitischen
Bereich setzte er andere Akzente als sein Vater.
Die scharfe Opposition gegen das zur Kurwürde
gelangte und nun mit Großbritannien in Perso-
nalunion verbundene Hannover gab er auf. A.
W. war dreimal verheiratet, blieb aber dennoch
kinderlos. A. W.s Erbe wurde sein jüngerer
Bruder
→
Ludwig Rudolf, der bislang bereits das
Fürstentum Blankenburg allein regiert hatte.
L: ADB 1, S. 664f.; DBE I, S. 220f; Havemann, Bd 3,
1857, S. 586 ff.; F. Wagnitz, Hzg August Wilhelm von
Wol (1662-1731). Fürstenleben zwischen Familie und
Finanzen, 1994; StA Wf 1 Alt 22 Nr. 426-442. – B:
Jarck/Schildt, S. 556; P. Zimmermann, Die Geburts-
tagsfeier für Hzg August Wilhelm in Jena am 8. März
1715, in: BsJb, 14. Jg., 1915-1916, S. 168, Tafel I.
M. Fimpel
August Ferdinand,
Herzog zu Braunschweig
und Lüneburg (Wol/Bevern)
* 29.12.1677 Bevern † 02.07.1704 Schellenberg,
General.
A. F. wurde als viertes Kind des Hzgs
→
Fer-
dinand Albrecht I. von Brsg-Bevern und seiner
Gemahlin Christine von Hessen-Eschwege
geboren. Nach dem Tod des Vaters 1687 holten
die zur Vormundschaft bestellten regierenden
Hzge
→
Rudolf August und
→
Anton Ulrich den
zehnjährigen Erbprinz nach Wolfenbüttel. Hier
erfolgte seine Erziehung zunächst durch Hof-
meister, seine spätere Ausbildung dann auf der
Ritterakademie. Sein Interesse an wehrwissen-
schaftlichen Studien ließ schon früh die Nei-
gung zum Soldatenberuf erkennen. Und so
begann der noch nicht ganz 17jährige A. F.
seine militärische Karriere 1694 mit der Teil-
nahme an einem Feldzug gegen Frankreich in
den spanischen Niederlanden, den er im Haupt-
quartier Wilhelms III. von Oranien mitmachte.
In Wolfenbüttel zum Obersten des Leibregi-
ments Anton Ulrichs ernannt, wurde er mit die-
sem im Frühjahr 1695 nach Flandern zum Bela-
gerungscorps der Festung Namur abkomman-
diert. Ein Jahr später befehligte er in den Kämp-
fen am Oberrhein das der Reichsarmee unter-
stellte Wolfenbütteler Truppenkontingent,
wobei ihm die Eroberung des festen Schlosses
Ebernburg bei Bad Kreuznach 1696 ersten
Ruhm und die Wertschätzung der Generalität
eintrug. Nach Beendigung des Krieges gegen
die Franzosen 1697 trat der Prinz, in der Hoff-
nung auf weitere Kriegsmeriten, mit seinem
Bruder
→
Ferdinand Albrecht II. als Volontär in
das unter Prinz Eugen von Savoyen in Ungarn
gegen die Türken kämpfende österreichisch-
kaiserliche Heer. Dort diente er bis zum Frieden
von Karlowitz 1699. Seit 1702 erneut in kaiser-