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Notauslässe
In der Braunschweiger Innenstadt erfolgt die Wasserentsorgung zur Zeit noch überwiegend in einer Mischwasserkanalisation. In
dieser Kanalisation wird das Abwasser zusammen mit dem Oberflächenwasser zur Kläranlage Steinhof geführt. Im Abwasser sind
die Fäkalien und Schmutzwasser aus den Privathaushalten und die vorbehandelten Abwasser aus Gewerbe und Industrie ent-
halten. Mit Oberflächenwasser wird das Regen- und Schneeschmelzwasser aus den Straßen- und Dacheinleitungen der Gebäude
bezeichnet.
Die Querschnitte der Mischwasserkanäle sind für eine anfallende Wassermenge bei mittlerer Regenstärke (100 l pro Sekunde und
Hektar Fläche) berechnet worden. Bei starkem Gewitter- oder Platzregen beträgt die Abflussmenge des Oberflächenwassers mehr
als das Dreifache. Eine Dimensionierung der Kanäle für diese Ausnahmesituationen wäre aus technischen und kostenmäßigen
Gründen nicht realisierbar.
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Damit bei extremen Wasserzuflüssen die Kanalisation nicht überläuft und dabei die Gullydeckel in der Innenstadt herausgedrückt
werden, war eine Entlastung der Mischwasserkanäle erforderlich. Die bestehenden Oberflächenwasserkanäle (ehemalige
Okergräben) sind dabei zur Umleitung des erhöhten Wasseraufkommens eingeplant worden.
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Im Innenstadtgebiet sind etwa 80
Regenüberlaufschwellen von der Mischwasserkanalisation zu den ehemaligen Okergräben eingerichtet worden (Abb. 162). Bevor
über diese Überlaufschwellen ein Mischwasserabschlag erfolgt, wird das Wasser in der Hauptentlastungsstelle der Innenstadt
durch ein luftgesteuertes Heberwehr mit einer Messstation abgeschlagen. Die 80 Überlaufschwellen sorgen bei einem extrem
starken Niederschlag für eine weitere Sicherheit des Abwassernetzes.
Die Hauptentlastungsstelle befindet sich auf der Wendenstraße, Ecke Wilhelmstraße.
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Hier ist unterirdisch ein luftgesteuertes
Heberwehr sowie eine Messstation eingebaut. Das Foto (Abb. 163) zeigt den Abgang zur Messstation, dahinter liegen die Einstiege
zum Heberwehr. Ein Mitarbeiter der Stadtentwässerung Braun-
schweig besucht die Hauptentlastungsstelle in regelmäßigen
Abständen, um die Daten aus dem Rechner der Messstation
auszulesen.
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Die Abbildung 164 zeigt das unterirdische Bauwerk der Haupt-
entlastungsstelle. Unter dem Abdeckgitter (links) befindet sich
der Vorfluter
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. In der Mitte erkennbar das Heberwehr und
daneben den Abwasserkanal, der zu diesem Zeitpunkt wenig
Wasser führt. Oben rechts ist das Fenster zur Messstation zu
sehen.
Abb. 162: Regenüberlauf von der Abwasserkanalisation Hutfiltern zum
Burgmühlengraben, 2007.
Abb. 163: Abgang zur Messstation der Hauptentlastungsstelle
Wendenstraße, Ecke Wilhelmstraße, 2008.
Abb. 164: Luftgesteuertes Heberwehr Wendenstraße, 2009.