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Gefahren in den unterirdischen Kanälen
Im Herbst 2006 habe ich den Entschluss gefasst, eine Dokumentation über die ehemaligen Braunschweiger Okergräben zu er-
stellen. Um meine Recherchen zu stützen, wollte ich in die heutigen unterirdischen Kanäle absteigen. Daher nahm ich Kontakt zu
dem damaligen Geschäftsführer der Stadtentwässerung Braunschweig, Herrn Andreas Hartmann, auf. Er sagte mir eine erste Be-
gehung des Burgmühlengrabens für Anfang Februar 2007 zu. Ich war nun sehr gespannt auf das, was mich im Kanal erwarteten
würde. In der Nacht vor dem Abstieg in den Graben hatte ich einen Albtraum. Ich träumte, dass während ich unten im Burg-
mühlengraben war, ein den Kanal ausfüllender Wasserschwall auf mich zuraste und mich fortschwemmte. Glücklicherweise
wachte ich schweißgebadet auf und war froh, dass ich in meinem Bett lag.
Am nächsten Morgen rief mich Herr Hartmann an und teilte mir mit, dass wir die Begehung verschieben müssten. Wegen der
starken Niederschläge befand sich Hochwasser im Kanal. Heute ist mir bewusst, dass Hochwasser nur eine der Gefährlichkeiten
in den unterirdischen Kanälen darstellt. Die Gefährdung im Abwasserbereich fängt mit dem Einstieg an. Hier kann man abstürzen
und unten ist die Gefahr des Ausrutschens oder Stolperns gegeben. Im Kanal könnte eine gefährliche oder gar explosionsfähige
Atmosphäre vorgefunden werden. Auch eine Keimbelastung und damit eine Infektionsgefahr kann vorhanden sein. Neben der
Hochwassergefahr bei plötzlichen Niederschlägen muss aber auch die psychische Belastung der Mitarbeiter in den tiefen, dunklen
und engen Räumen erwähnt werden.
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Zur persönlichen Ausrüstung der Mitarbeiter gehört unter anderem ein Rettungsgurt (Abb. 173) mit einer Öse zum Einklinken
einer Sicherungsleine im Schulterbereich. Der Sicherheitsgurt mit eingeklinkter Leine dient beim Einstieg der Sicherung (Absturz-
gefahr) und im Kanal gegebenenfalls zur Rettung der Mitarbeiter. Auch ich wurde während der Exkursionen untertage mit Gurt
und Leine von den Mitarbeitern der Stadtentwässerung Braunschweig gesichert (Abb. 172, Leine über dem Helm zum Schacht-
ausstieg nach oben).
Mehrgasdauermessgeräte (Gasspürgeräte) gehören zur technischen Schutzausrüstung (Abb. 174) und kommen bei jedem Kanal-
einsatz zur Anwendung. Nach dem Öffnen eines Kanaldeckels wird das Gerät in den Schacht abgelassen und die Atmosphäre im
Kanal auf Gasbelastung überprüft. Das Gasspürgerät führt dauerhaft nacheinander drei Gasmessungen durch und zeigt dabei alle
zwei Minuten seine Betriebsbereitschaft durch Blinken und einen kurzen akustischen Ton an. Bei Über- bzw. Unterschreitung der
nachfolgend aufgeführten Grenzwerte wird das durch einen Dauerton signalisiert.
Methangas [CH
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] ist das älteste bekannte Gas aus dem Abwasser; wir kennen es bereits vom Bauernhof. Seit Jahrhunderten ist
bekannt, dass stehendes und damit bald faulendes Abwasser, wie der Name sagt, Faulgas, Grubengas oder Sumpfgas bildet. Das
Methangas ist brennbar, und es besteht Explosionsgefahr, wenn es in der Kanalatmosphäre einen Anteil von 5 -15% erreicht hat.
Das Gas hat also einen recht großen Zündbereich.
Abb. 172:
Verfasser im Burgmühlengraben, 2010.
Abb. 173:
Sicherheitsgurt, 2010.