Seite 12 - Brocken

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Die Geschichte des Brockens
kartografische Situation wurde bereits 1733
entworfen, aber erst 1749 konnte der darauf
zurückgreifende Kupferstich erscheinen. Der
mit der Umsetzung beauftragte Kupferstecher
ist nicht bekannt, es wird jedoch der Dresdner
Kartograf August Gottlob Böhme (1719-1797)
als Bearbeiter vermutet.
Den dritten fürstlichen Besuch empfing der
Brocken im Jahre 1697, und zwar war es der
berühmteste Herrscher jener Zeit: Peter der
Große. Der russische Zar reiste in jenem Jahr
inkognito unter dem Namen eines mosko­
witischen Gesandten mit einem Gefolge von nur
drei Personen durch Deutschland nach Holland,
wo er bekanntlich die Schiffsbaukunst erlernen
wollte. Anfang Juli war Peter in Berlin gewesen
und ritt über Halberstadt durch den Harz nach
Schloss Koppenbrügge, wo er eine Zusammen-
kunft mit dem hannoverschen Landesfürsten
verabredet hatte. Dem Zaren gefiel es in den
Wäldern des Harzes so gut, dass er sich zu einer
Besteigung des Brockens entschloss. Er traf des-
halb erst mit einigen Tagen Verspätung in
Koppenbrügge ein, wo der Hannoveraner ihn
schon ungeduldig erwartet hatte. Näheres über
diese Brockenreise Peters des Großen ist nicht
bekannt. Fünfzehn Jahre später besuchte der
Zar bei einer weiteren Reise durch Deutschland
die Baumannshöhle.
Da von der Mitte des 17. Jahrhunderts an
die Brockenreisen verhältnismäßig häufig wur-
den, stellte man Überlegungen an, ob man nicht
einen Weg zum Brockengipfel ausbauen sollte.
Man dachte auch an Schutzhütten, in die man
bei Unwettern flüchten, in denen man notfalls
auch übernachten konnte. Herzog Viktor Fried-
rich von Anhalt hat noch im Jahre 1720, wie
uns überliefert ist, auf dem nackten Felsen ge-
schlafen. Der Wegezustand wurde erst besser,
als Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernige-
rode von Ilsenburg und von Wernigerode aus
Fahrwege nach der Kuppe des Brockens anle-
gen ließ. 1736 ließ er hier oben ein Häuschen
aus Stein und Moos mit einem einfachen Schin-
deldach erbauen. In diesem
„Wolkenhäuschen“
,
wie es später scherzhaft genannt wurde, zogen
sich an den Wänden Bänke herum, die nachts
wohl auch als Bettstatt dienen mussten, und ein
in der Mitte des Raumes aufgerichteter großer
viereckiger Felsen wurde als Tisch und gele-
gentlich als Feuerstätte benutzt. Im Jahr 1743
errichtete Christian der Ältere auf der Heinrichs­
höhe, einem Nebengipfel des Brockens, eine
Stunde Wegs etwa nach Südwesten und 100
Meter niedriger, ein schindelgedecktes einfa-
Vornehme Gesellschaft auf dem Brocken.
Kupferstich eines unbekannten Künstlers
um 1810. Zu erkennen ist das Gasthaus auf
dem Brocken, in der Mitte der neun Meter
hohe Aussichtsturm.