Seite 11 - Der_unendliche_Faden

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Zur Gründung
Auf einem Hügel bei Helmstedt, der bereits vor der Grün-
dung eines Stifts als „Marienberg“ bekannt war, hätten, so
eine Gründungslegende aus dem 13./14. Jahrhundert, die
Bewohner Helmstedts zunächst einen Marienaltar gebaut,
später dann die Errichtung einer Kapelle veranlasst. Diese
Nachricht, die auch von Marienwundern berichtete, lässt
sich aber nicht bestätigen und spiegelt wohl eher die im
ausgehenden 12. Jahrhundert zeittypische große Marien-
verehrung wieder.
Eine Gründungsurkunde des Augustiner-Chorfrauenstifts
Marienberg, das kirchlich zur Diözese Halberstadt gehörte,
ist nicht belegt, hat es wohl auch als Dokument nicht ge-
geben. Das Stift wurde auf einer Anhöhe im Westen der
späteren Stadt Helmstedt an der West-Ost-Handelsstraße,
die von Köln über Minden, Braunschweig und Helmstedt
nach Magdeburg führte, erbaut. Helmstedt war dabei als
Grenzort des Derlingaus nach Osten hin ein bedeutender
Handelsplatz und von politischer Bedeutung. Seit dem
Spätmittelalter werden in der Chronistik zwei Daten, die
Jahre 1176 und 1181, als Gründungsdatum genannt. Die
erste genauere Angabe –1181– findet sich in der Werdener
Überlieferung aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,
während man sich im Stift Marienberg seit dem 15. Jahr-
hundert auf das Jahr 1176 bezog. In der ersten überlieferten
Urkunde des Stifts von 1189 (Abb. 1) ist es als Kirche be-
zeichnet (
ecclesia
), die vor der Stadt Helmstedt (
que foras
civitatem est Helmenstat
) liegt und Marienberg (
in sancte
Marie Monte
) genannt wird.
1
Das Helmstedter Benediktinerkloster St. Ludgeri, über seine
Äbte später Stifter und Patron Marienbergs, war zwischen
809 und 827 von Werden a. d. Ruhr aus gegründet worden
und beide Konvente, Helmstedt und Werden, wurden wäh-
rend der gesamten Zeit ihres Bestehens in Personalunion
geleitet. Über die Anfangszeit Marienbergs gab zuerst Abt
Gerhard von Werden und Helmstedt in einer Urkunde von
1235 Auskunft:
2
Sein Vorgänger Wolfram, 34. Abt der
Abteien Werden und Helmstedt, so schrieb er, habe aus
Frömmigkeit den Frauenkonvent zu Ehren der Jungfrau Maria
auf Eigengut der Abtei St. Ludgeri errichtet. Die Amtszeit
dieses Abtes Wolfram, und damit ein sicherer Rahmen für
die Gründungsdatierung, ging von ca. 1173/74 bis 1183/84.
Aus den wenigen weiteren Aussagen ab etwa 1400 zur
Person des Stifters, zum Zeitpunkt der Gründung und der
politischen Situation im östlichen Sachsen lassen sich aber
Auf dem Weg vom Mittelalter zur Neuzeit –
zur Geschichte des Stifts
Horst-Rüdiger Jarck
Abb. 1
Erste überlieferte
Urkunde
,1 Siegel aufgedrückt
von Graf Konrad von Wassel.
Rückseite der ersten über-
lieferten Urkunde
.