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              hauswand zum Kreuzgang hin anschloß, in der sich das
            
            
              Sockelprofil des Chores fortsetzt, was bei der südlichen
            
            
              Langhausmauer nicht der Fall ist. Warum die nördliche
            
            
              Seitenschiffmauer früher errichtet wurde, wird mit dem
            
            
              Bau der anschließenden Konventsgebäude erklärt,
            
            
              
                „deren
              
            
            
              
                Ausbau, Voraussetzung für klösterliches Leben, offenbar
              
            
            
              
                vorrangig war“
              
            
            
              .
            
            
              2
            
            
              Auffallend auch auf der nördlichen Lang-
            
            
              hauswand die wenigen und kleiner gestalteten Fenster,
            
            
              denen jeglicher Bezug zur gegenüberliegenden Wandseite
            
            
              fehlt. Charakteristisch aber sind die beiden Querhaus
            
            
              apsiden (Abb. 3), so daß dieser liturgische Ostteil eine ge-
            
            
              staffelte Dreiapsidenfront darstellt wie sie fast zeitgleich
            
            
              bei der Braunschweiger Stiftskirche St. Blasii (ab 1173 erbaut
            
            
              unter Heinrich dem Löwen) zu finden ist. Es ist dies nur
            
            
              einer der Hinweise auf die regionalen Vergleichsbeispiele bei
            
            
              der Architektur von Marienberg.
            
            
              Das Mittelschiff schließt sich in der Breite an den Ostchor
            
            
              an, wobei das siebenjochige Langhaus offenbar nach einer
            
            
              nicht näher erklärbaren Bauunterbrechung später errichtet
            
            
              und deutlich aufwendiger gestaltet wurde, wie dies insbe-
            
            
              sondere an den Deckplattenprofilen der Pfeiler sowie den
            
            
              Sockeln zu erkennen ist. Im Westen blieb die Turmanlage,
            
            
              deren beide unteren Geschosse mit dem Langhaus errichtet
            
            
              worden waren, zunächst unvollendet. Geplant waren offen-
            
            
              bar ursprünglich zwei West-Türme. Der nun unvollendet
            
            
              gebliebene wuchtige Turm wurde schließlich 1723 durch
            
            
              ein Glockenhaus mit barocker Haube ergänzt, so daß mit
            
            
              dem Ersatz der Hauptapside durch einen polygonalen
            
            
              Schluß Mitte des 14. Jahrhunderts und dem Glockenhaus
            
            
              sowohl spätgotische als auch barocke Elemente die anson-
            
            
              sten einheitlich romanische Kirche zusätzlich akzentuieren
            
            
              (Abb. 4). Die insgesamt zurückhaltend gestaltete Gesamt-
            
            
              fassade der Stiftskirche zeigt lediglich beim Westbau und
            
            
              bei den Portalen reiche Schmuckelemente. Das Seitenschiff
            
            
              portal ist ungewöhnlicherweise fast am Ostende angebracht.
            
            
              Es ist ein Rundbogenportal mit je drei Pfeilerabsätzen und
            
            
              drei Säulen in den Ecken mit entsprechend abwechselnden
            
            
              rechtwinkligen und stabförmigen Rundbögen.
            
            
              
                „Der halb-
              
            
            
              
                kreisförmige Thürsturz, von Viertelstabkonsolen getragen,
              
            
            
              
                zeigte vor seiner Erneuerung Spuren von Malerei“
              
            
            
              3
            
            
              . Insge-
            
            
              samt jedoch ist das östliche Seitenschiffportal einfacher
            
            
              gestaltet, als das Portal unter dem Rundfenster der West-
            
            
              fassade. Beide Portale waren 1860 und 1862 im Zuge
            
            
              grundlegender Erneuerungsarbeiten an Konvent und
            
            
              Stiftskirche erheblich überarbeitet und in wesentlichen Teilen
            
            
              Abb. 2
            
            
              Blick zur flachen
            
            
              Holzdecke des Mittelschiffs
            
            
              .
            
            
              Abb. 3
            
            
              Südliche Querhaus-
            
            
              apside
            
            
              .
            
            
              Abb. 4
            
            
              Blick auf den Westturm
            
            
              und die südliche Fassade mit
            
            
              dem Seitenschiffportal
            
            
              .