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lichen Güter stammt. Einige der Stücke sind eindeutig
mit dem Stift verbunden, während andere durch Tausch,
Schenkungen und ähnliches dorthin gekommen sind. Das
früheste Zeugnis der Textilproduktion – aus der Mitte des
13. Jahrhunderts – ist ein Fragment einer Stola, das zu der
liturgischen Gewandung eines der Stiftsgeistlichen gehörte
(Abb. 2). Wir sehen Christus thronend und segnend, ihm
zu Füßen kniet eine betende Stifterfigur. Deren Identifizie-
rung ist noch unklar, aber wegen der haubenartigen Kopf-
bedeckung scheint es sich eher um eine weibliche Stifterin
zu handeln. Über Christus stehen unter Rundbögen drei
Apostel. Als einziges weiteres Fragment ist die Darstellung
einer weiblichen Heiligen erhalten, was Anlass gibt, auf
der zweiten Hälfte der Stola weitere weibliche Heilige zu
ergänzen, die den Aposteln gegenübergestellt und vermut-
lich von der Muttergottes angeführt waren.
Etwa zeitgleich entstand das sog. Heininger Antependium,
ursprünglich wahrscheinlich eine Altardecke, eines der
herausragendsten Stücke der Sammlung (Abb. 3). Aus
Inschriften und Bildprogramm lässt sich seine Entstehung
im nahen Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen (bei Wolfen
büttel) rekonstruieren – ein weiterer beredter Hinweis auf
die flächendeckende Verbreitung der Textilproduktion in
Frauenkonventen. In anspruchsvoller Weißstickerei gear-
beitet zeigt das Heininger Antependium Christus in der
Mandorla umgeben von Heiligen sowie das Apostelkolle-
gium in der unteren Frieszone. Nach St. Marienberg ge-
langte es wohl im Zuge der Gebetsverbrüderung beider
Stifte im Jahr 1460.
Ein weiteres Stück nahm zu diesem Anlass vermutlich den
Weg von Heiningen nach Helmstedt, der sog. Jagd- oder
Wappenteppich aus der Zeit des Weichen Stils (um 1430)
(Abb. 4). Zwischen Jagd- und Minneszenen sind hier die
überproportional großen Wappen der Familien von Saldern,
von Steinberg, vom Haus und von Bortfeld eingefügt. Das
Bildprogramm deutet darauf hin, dass es sich ursprünglich
um den Hochzeitsteppich der Eltern Adelheids von Bortfeld
gehandelt hat, die zwischen 1454 und 1477 das Amt der
Priorin im Stift Heiningen innehatte.
Etwas früher, gegen Ende des 13. Jahrhunderts und um
die Mitte des 14. Jahrhunderts, entstanden wiederum in
St. Marienberg zwei große Behänge, aus quadratischen
Feldern zusammengefügt, die schachbrettartig versetzt
Wappenschilde und figürliche Szenen aus der Margareten-
legende zeigen (Wappen und figürliche Szenen nur bei
Abb. 2
Fragment einer Stola
,
Mitte 13. Jahrhundert,
Metall- und Seidenstickerei
auf Leinengrund.