Seite 10 - Heilig

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in Klein Veltheim, einem Ortsteil von Veltheim/Ohe, ein paar Kilo-
meter östlich von Braunschweig.
Meine eigene Begegnung mit Berthold Heilig dauerte nur ein paar
Minuten, doch die Erinnerung an diesen Mann blieb. Anlässe gab es
genug. Zunächst war Berthold Heilig am 12. Juni 1947 zum Tod ver-
urteilt worden, weil er den Landrat Dr. Friedrich Bergmann kurz vor
dem Einmarsch der Amerikaner in Braunschweig hatte erschießen
lassen. Es kam in jenen letzten Tagen vor Kriegsende in Braun-
schweig und Umgebung zu einer ganzen Reihe von Erschießungen
und Befehlen zu Liquidationen. Stets führten dabei die späteren
Ermittlungen zu Heilig, dem jedoch letztlich nur der eine Mord an
Dr. Bergmann gerichtlich nachgewiesen wurde. Dies mag jedoch
auch daran gelegen haben, dass zahlreiche Verfahren gegen Heilig
gar nicht weiter verfolgt wurden. Nach Ablehnung der Revision
durch den Obersten Gerichtshof der Britischen Zone in Köln am 28.
September 1948 wurde das Todesurteil gegen den „Nazi-Schergen“
– so bezeichnete ihn die Nachkriegspresse – als endgültig betrach-
tet, und weitere Verurteilungen wurden aus diesem Grund als über-
flüssig angesehen.
Kurz darauf wurde Heilig im Dezember 1948 aus dem Gefängnis
Wolfenbüttel befreit, und ganz Braunschweig und auch die nähere
und weitere Umgebung sprach darüber. Er soll dann, so munkelte
man, nach Argentinien geflohen sein. Aber niemand wusste etwas
Genaues. So fand ich im Niedersächsischen Staatsarchiv in Wolfen-
büttel beispielsweise eine Aktenotiz des Braunschweiger General-
staatsanwalts vom 11. August 1953 an seinen Oberstaatsanwalt: „Es
wird mir mitgeteilt, der flüchtige Strafgefangene Heilig sei in der
Bodenseegegend wohnhaft.“
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Das war ebenso ein Irrtum, wie andere Angaben von Zeugen, die
Heilig im Tessin gesichtet haben wollten. Selbst in Geschichtsbü-
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I. Kapitel