jenen Sprachduktus, der auch aus dem „Großdeutschen Rundfunk“
hinreichend bekannt war. Berthold Heilig sagte: „Es ist ein jüdischer
Krieg, in dem wir stehen. Roosevelt, den ein Jude erst dieser Tage
den zweiten Moses nannte, will nichts anderes als der Jude Kauf-
mann, der das deutsche Volk durch die Sterilisation seiner Männer,
Frauen und Kinder ausrotten möchte. Deshalb gibt es nun keine
Kompromisse mehr: Sieg oder Vernichtung.“ Und dann rief er – so
die „Braunschweiger Tageszeitung“ – unter dem frenetischen Bei-
fall seiner Zuhörer: „Ehre und Treue bestimmen unseren Lebens-
weg. Es ist das heilige Vaterland, um das wir kämpfen.“
(12)
Und das
Schlusswort lautete: „Adolf Hitler ist unser Leben. Adolf Hitler ist
unsere Zukunft.“
Vor Offizieren und Frontsoldaten betonte Heilig, die „nationalsozia-
listische Revolutionsarmee sei berufen, das Schicksal des deutschen
Volkes auf Jahrtausende zu entscheiden.“ Und dann kam er bei die-
ser so genannten „Sonnenwendfeier“ am 23. Juni 1944 in einer „mit-
reißenden Darbietung“ (so die NS-Presse) zu dem Schluss:
„Deutschland führt den Kampf der Menschheit um ihr Bestehen.
Ohne den Todesmut unseres Volkes würde die Welt der Unordnung,
dem Satan, den Juden ausgeliefert.“
(13)
Nach der fanatischen Begrü-
ßungsrede ließ er an diesem lauen Abend Shakespeares „Sommer-
nachstraum“ im Park der Villa Salve Hospes aufführen.
(14)
Besonders oft ließ sich Berthold Heilig an der Wolfenbütteler Straße
im repräsentativen Bau der Reichsakademie für Jugendführung und
bei anderen Zentren der Hitler-Jugend sehen; schließlich ent-
stammte er selbst der HJ-Bewegung. Hier begegnete er übrigens –
natürlich ohne es zu wissen – mit ziemlicher Sicherheit einem HJ-
Scharführer, der Jude war. Es handelte sich um den 1925 in Peine
geborenen Sally Perel, der in der Tarnung als angeblicher Volks-
deutscher „Jupp Perjell“ auf abenteuerlichen Wegen aus der Sowjet-
union nach Braunschweig gekommen war und hier im HJ-Bann 468
Berthold Heilig: jung, fanatisch, radikal
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