zusammengefasst und stehen unter der Bewachung von Juden und
Schwarzen. Unsere Frauen wurden in Negerbordelle verschleppt.
Der Hunger grassiert.“
(21)
Auf einer weiteren Seite dieser Zeitung fanden sich Schaubilder und
Anleitungen für die Handhabung einer „Panzerfaust“, die „auch von
Frauen leicht zu bedienen ist“. Am gleichen Tag wurde – neben
zahlreichen anderen Traueranzeigen – der Fliegertod des 22-jähri-
gen Braunschweiger Jagdfliegers und Ritterkreuzträgers Hans
Waldmann gemeldet. Der Reichsführer SS, so stand in einer weite-
ren Notiz aus Berlin, hat verlangt, dass feindliche Flugblätter sofort
der nächsten Polizeidienststelle abzuliefern sind. Bei Zuwiderhand-
lungen drohten Gefängnis, Zuchthaus oder sogar die Todesstrafe.
Von Westen her war am 9. und am 10. April schon das dumpfe
Grummeln der Front zu hören: Artilleriefeuer – fremde Geräusche
für die Menschen, die nur Explosionen von Fliegerbomben kann-
ten. Amerikanische Panzer rollten dann am 10. April in Salzgitter
ein, wo sich die kriegswichtigen „Hermann-Göring-Werke“ befan-
den. Die 30. US-Infanteriedivision hatte den Auftrag, Braunschweig
zu erobern. Die „Braunschweiger Tageszeitung“ war an diesem Tag
letztmalig erschienen. Die Schlagzeile lautete: „Braunschweig ist
bereit“. In Wirklichkeit herrschten Angst und Lethargie in der
Stadt.
In Völkenrode auf dem zwischen Bäumen und Büschen perfekt
getarnten Gelände der Deutschen Forschungsanstalt ließ der Insti-
tutsdirektor Professor Hermann Blenk einen Teil der geheimen
Unterlagen vernichten, einen anderen Teil vergraben. Hier fielen
übrigens wenige Tage später den Amerikanern die Pläne für den
berühmten Pfeilflügel-Düsenjäger in die Hände, den der Braun-
schweiger Flugzeugkonstrukteur Dr. Adolf Busemann entwickelt
hatte. Busemann wurde nach Amerika gebracht, arbeitete später bei
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III. Kapitel