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Bauernkrieg und Schulterschluss der katholischen
Fürsten – 1525
Mit dem Alltag kehren Sorgen in die Wolfenbütteler
Residenz und Hofkanzlei zurück, die den Herzog
bereits bei der Rückkehr aus Regensburg bewegten. Die
Bauernunruhen im südlichen Deutschland haben sich
nach Norden ausgeweitet, im Februar 1525 Hessen und
Thüringen erreicht. Noch herrscht im Braunschweigi-
schen bis auf vereinzelte Plünderungen weitgehend
Ruhe. Doch die Landstände beunruhigt die Kunde aus dem Süden. Vertreter
der Ritterschaft berichten Ende März von ihrem Treffen mit Adeligen der Stifte
Magdeburg und Halberstadt und einer Reihe von Maßnahmen, die sie gegen
Ausschreitungen ‘böser Buben’ getroffen haben. Dabei geht es ihnen weniger
um die Verbesserung bäuerlicher Lebensbedingungen als die Bewahrung ihrer
Vorrechte – wozu sie ihre Herzöge Heinrich und Erich um Beistand bitten.
Diese werden von Herzog Georg von Sachsen und Landgraf Philipp von Hes-
sen benachrichtigt, dem räuberischen Treiben der nach Thüringen vordringen-
den Bauernhorden entschlossen entgegentreten zu wollen. In ihren Ländern
seien Ruhe und Ordnung bedroht und als Nächstes kämen die braunschweigi-
schen Fürstentümer dran, wenn man den mutwilligen Leuten nicht mit Ernst
und Tapferkeit begegnete, wie Philipp an Erich von Calenberg schreibt. Dieser
spricht dem Neffen in Wolfenbüttel mit seiner Antwort an die Freunde und
Verbündeten aus dem Herzen – sein Möglichstes zu tun, um dergleichen
Ungeziefer und unordentlichen Aufruhr abzuwehren.
Heinrich zieht in aller Eile Truppen zusammen. Gemeinsam mit Erich hilft er
Philipp von Grubenhagen, die am Südrand des Harzes und im Eichsfeld ihr
Unwesen treibenden Bauernrotten auseinander zu jagen. Neue Nachrichten
besagen nichts Gutes. Thomas Münzer, ein notorischer Sozialrevolutionär, der
‘das Reich Gottes auf Erden’ zu begründen vorgibt, hat sich in der Reichsstadt
Mühlhausen festgesetzt. Die anarchistischen Schwärmereien des ehemaligen
Freundes von Martin Luther entfachen einen Flächenbrand unter den Rebellie-
renden.
Anfang Mai führt Heinrich bei Nordhausen 250 Reiter und 600 Fußknechte
den fast 4.000 Soldaten aus Sachsen und Hessen zu. Das vereinigte Heer bildet
eine waffenstarrende Mauer zwischen Franken und Thüringen.
Am 12. Mai verlautet, dass Münzer mit seinen Anhängern Mühlhausen verlas-
sen und sich gegen Frankenhausen gewandt hat.
Herzog Heinrich der Jüngere und Landgraf Philipp ziehen dort ihre Truppen
zusammen und errichten am Sonntag, den 14. Mai, ein Lager vor der Stadt.