Seite 52 - Herzog_Heinrich

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zweites kaiserliches Dekret die Herzöge Georg von Sachsen und Erich von
Calenberg sowie Vertreter der Städte Braunschweig und Magdeburg. Ihnen
wird aufgetragen, Streitigkeiten zwischen den Parteien zu schlichten und sie
notfalls auszusöhnen.
Heinrich reibt sich die Hände. Der Kaiser und seine Berater haben eine feine
Wahl getroffen: Georg und Erich sind ihm freundschaftlich zugetan. Der Stadt
Braunschweig sollte vor allem daran gelegen sein, die Finanzkraft ihres fürst-
lichen Schuldners zu stärken. Der Rat von Magdeburg hat allen Grund, sich
bei ihrem Erzbischof, Kardinal Albrecht von Mainz, beliebt zu machen; und
der gilt als enger Freund des Wolfenbüttelers.
Vorsorglich hatte Heinrich damit begonnen, den Goslarer Grubenherren die
benötigten Hilfsmittel, Holz und Kohle zu verteuern. Sollen sie nur jammern
und wehklagen! Die Nutzung des außerhalb der Stadtmauern gelegenen
Waldbestandes steht allein ihm zu, ob die Reichsstadt es nun wahrhaben will
oder nicht. Alle auf diesen Forsten lastenden Pfandschaften hat er abgelöst,
dafür in barer Münze Zahlung geleistet – nach Maßgabe alter Urkunden in
angemessener Höhe. Die wird vom Rat der Reichsstadt beanstandet, oben-
drein die Rechtmäßigkeit der einseitigen Verfügung bestritten. Bestärkt von
seinem gewieften Kanzler, hat der Herzog taube Ohren für das empörte Geze-
ter der Goslarer.
In ihrer Not kommen diese dem kaiserlichen Mandat nicht sogleich nach, son-
dern bemühen den Reichstag zu Speyer. Dort gibt man sich allerdings mit
Ewald von Baumbachs Erklärung zufrieden, mangels Instruktionen seines
Herzogs die Reichsstände nicht mit der Angelegenheit bemühen zu wollen.
Bei einem Treffen Anfang Juli 1526 in Braunschweig kündigen die herzog-
lichen Räte denen der Reichsstadt eine baldige Einlösung des Rammelsberges
an. Um das zu verzögern, halten die Vertreter Goslars mit der Rechnungs-
legung zurück. Prompt führt der Herzog darüber Beschwerde bei den Vermitt-
lern. Des Weiteren greift er vorerst in die Verhandlungen der Räte und Feder-
fuchser nicht mehr ein, verbringt lieber einen guten Teil des Tages auf der
Jagd.
In den Wäldern des Harzes nimmt er dabei Gelegenheit, Holzfäller und Köh-
ler über die Beschlagnahme von Vorräten, Werkzeugen und Zugtieren hinweg-
zutrösten, mit denen Wolfenbütteler Dienstleute die Goslarer an der Fortset-
zung ihrer Gewohnheiten hindern.
Türkisch oder Französisch verstehe er nicht,
wohl aber ihre Sprache,
scherzt er mit den einfachen Menschen und sorgt dafür,
dass es ihnen am Notwendigsten nicht fehlt.
Dieweil nimmt das schriftliche Gerangel zwischen den Amtsstuben der strei-
tenden Parteien und Vermittlern seinen Lauf. Wegen der Forsten beharren
Heinrichs Verhandlungsführer auf dem Standpunkt, dass Goslar auf Lände-
reien außerhalb der Stadt keinerlei Anspruch habe. Ende November einigt
man sich auf die für den Rammelsberg zu zahlende Summe. Am 14. Februar
1527 übergeben Doktor König, Hochwürden Konrad Gossel, die Räte Baum-
bach und Drachstedt im Beisein der Vertreter Philipps von Grubenhagen, der
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Der Streit mit Goslar um den Rammelsberg