mann eines neuen Italienheeres ernennen, sagt zu, schon auf Palmarum, den 5.
April 1528, zur Musterung der Truppen in Trient zu erscheinen. Nur 19 Tage
nach Verlassen Wolfenbüttels ist er,
von Gottes Gnaden Heinrich der Jüngere, Her-
zog zu Braunschweig und Lüneburg,
nunmehr auch
Römischer Kayserlicher Majes-
tät oberster Feldhauptmann in Italien,
erst einmal wieder daheim.
Gern habe er die heikle Aufgabe nicht übernommen, gesteht er der konster-
nierten Herzogin; gibt zu, dass ihm dafür jegliche Erfahrung fehlt. Aber hätte
er sich drücken sollen? Ferdinand eine Absage erteilen, der doch die Lands-
knechte bezahlt, die Deutsche sind und Schweizer, wie anderswo auch. Doch
dann dämmert ihm, dass Maria weniger um sein Heil besorgt scheint als ihren
Verzicht auf eine bevorstehende Lustbarkeit. Vor drei Jahren war sie Heinrich
das letzte Mal zum Tanzvergnügen auf dem alten Rathaus der Landstadt
gefolgt, wo man ihr mit einem Geschenk die der Landesherrin gebührende
Ehre erwies, sie mit Schwager Georg, dem geistlichen Deutschritter, den ersten
Reigen anführen durfte. Ihr leidvolles Erdulden seiner ehelichen Untreue zu
belohnen, hatte er sein Wort gegeben, für dieses Jahr Ähnliches vorzusehen.
Nun soll sie auf die ersehnte Kurzweil verzichten müssen? Maria bricht in Trä-
nen aus.
Auch die zärtliche Eva ist nur schwer über den anstehenden Liebesverzicht
hinweg zu trösten. Ist dieses Vorhaben den Einsatz wert, sein Leben aufs Spiel
zu setzen? Den tödlichen Gefahren zu trotzen, die unter den vom ewigen Eise
bedeckten Gipfeln auf ihn lauern, Wegelagerer, Räuber und Spitzbuben, von
denen dann auch das Welschland im Süden der unwirtlichen Gebirgsketten
nur so wimmelt? Nimmt er der Habsburger willen in Kauf, seine Kinder zu
Waisen zu machen? Wenigstens flennt die Trottin nicht.
Mit einem Dankschreiben aus Spanien honoriert Karl des Herzogs Bereit-
schaft, die habsburgische Sache tatkräftig zu unterstützen. Seiner Bitte, mög-
lichst bald nach Italien aufzubrechen, kommt Heinrich nach. Es gelingt ihm,
den allseits gefürchteten Söldnerführer Marx Sittich mit vielen Fähnlein Fuß-
volk anzuwerben. Das nötige Handgeld findet er bei den Oberen von Klöstern
und Stiften. Die Äbte und Äbtissinnen borgen ihm auf das verbriefte Verspre-
chen des Kaisers hin, für alle Kosten des Feldzuges aufzukommen. Im Übrigen
ist bei Mönchen und Nonnen der Hinweis hilfreich, mit ihren Darlehen den
alten Glauben zu verteidigen.
Der Edle Asche von Cramm und andere Ritter aus welfischen Landen sind
bereit, ihrem Fürsten Gefolgschaft zu leisten. Der Deutschritter Erich erhält die
Genehmigung seines Ordens, den Bruder zu begleiten. Die Grafen von
Schaumburg und Hoya mit ihren Berittenen stoßen auf dem Musterungsplatz
der Landsknechte in Bockenem hinzu, wie auch ein Lehnsmann des Landgra-
fen, Wilhelm von Schacht.
Der Lüneburger Vetter Ernst schickt Heinrich einen edlen Rappen und
wünscht gute Reise. Heinrich dankt ihm dafür überschwänglich – in der
berechtigten Hoffnung, während seiner Abwesenheit wenigstens keine Über-
griffe auf sein Territorium befürchten zu müssen.
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Das Italienische Abenteuer