XIV
Mummenschanz und Schabernack – 1532 bis 1534
Über viele Wochen den Habsburger Majestäten nicht von der Seite gewichen,
beruft er bald nach seiner Heimkehr die Landstände des Fürstentums nach
Salzdahlum ein. Bei der Verlesung des Reichstagsabschiedes gibt er deutlich
zu erkennen, das Beschlüsse unter seiner Mitwirkung und ganz in seinem
Sinne gefasst wurden. Dann zeigt er voller Stolz die Belehnung mit den hildes-
heimischen Gütern an, die er gegen den Widerstand einiger geistlicher und
weltlicher Stände dem Kaiser abringen konnte. Der erzielte Stillstand mit Gos-
lar befriedige ihn, weil er unter den obwaltenden Umständen Wolfenbüttel
zum Vorteil gereichte, erklärt er mit verschmitztem Lächeln. Auf seinen Wink
bestätigt der Kanzler in wohlgesetzten Worten diese Beurteilung. Das beifälli-
ge Murmeln der Stände nutzt er geschickt, ihnen sein Leid über die Missgunst
benachbarter Neider zu klagen. So sei es ihm neben allen für das Fürstentum
erzielten Erfolgen bisher nicht gelungen, seinem Sohn das Bistum Minden zu
sichern. Aber das Wohl des Fürstentums stehe für ihn nun einmal an erster
Stelle.
Geschickt leitet er über auf die heikle Frage der Türkensteuer – denn nun geht
es wieder einmal um Geld. Wie stets bei einem unangenehmen Thema setzt
der Landtag erst einmal einen Ausschuss ein, zeigt sich aber guten Willens, je
10.000 Gulden von den Prälaten, der Ritterschaft und den Städten aufzubrin-
gen, die bereits bewilligte Landschatzung zu erhöhen. Der Herzog dankt in
überschwänglichen Worten. Er werde seine Söhne dringend ermahnen, diese
Hilfsbereitschaft der Stände nie zu vergessen.
Die Vertreter der Stadt Braunschweig nehmen die gute Stimmung zum Anlass,
Kritik am Reichstagsabschied zu äußern. Nicht aus Ungehorsam gegenüber
Seiner Kaiserlichen Majestät oder Seiner Fürstlichen Gnaden, wohlverstanden,
sondern allein wegen der Gewissensnot der Bürgerschaft in der Religionsfra-
ge. Der Herzog bekundet sein Missfallen über diese Äußerung seiner Stadt,
belässt es jedoch dabei. Erst als sich die Widerborstigkeit des Rates bei nächs-
ter Gelegenheit auch auf Finanzielles erstreckt, schwillt ihm der Kamm. Er
habe die Stadt bisher wohl viel zu gut behandelt, zürnt er. In seinem Namen
richtet der Kanzler eine geharnischte Botschaft an den Stadtrat, worauf der
sich zum nachhaltigen Verdruss des Herzogs aufs Feilschen verlegt. Selbst für
die Zahlung der von Kaiser und Reich eingeforderten Türkensteuer verlangen
sie die Zusicherung des Landesherrn, dass dergleichen nie wieder erhoben
werde. Zwischen ihm und seiner Stadt bricht eine Eiszeit an.
Eiskalt sind auch die Beziehungen zum Hochmeister des Deutschritterordens,
der dabei ist, Preußen in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln. Kein Platz
ist da mehr für den Komtur Erich von Braunschweig. Krank und enttäuscht