schickt er statt des zugesagten Geldes zunächst einmal einen guten Hengst.
Die vage Hoffnung, vielleicht doch noch zu seinem Heiratsgeld zu gelangen,
schwingt bei diesen Gesten mit.
Zugleich versichert er König Ferdinand seiner Loyalität, unterrichtet ihn über
die Stärke des landgräflichen Heeres. Als dieses dann tatsächlich in Württem-
berg einfällt und der Habsburger ihm befiehlt, seine Leute zum Eingreifen
bereitzuhalten, redet er sich mit den gleichen Ausflüchten heraus, die er schon
Philipp gegenüber in Münden vorgebracht hatte. In Wahrheit hält sich die
Unruhe in den Städten in Grenzen. Statt sogleich Jürgen Wullenweber in seine
Schranken zu weisen, entwickelt er eine Reisetätigkeit, die seinem Motto
wiederum alle Ehre macht –
Meine Zeit mit Unruhe!
In gewohnt spärlicher Begleitung reitet er nach Sachsen; trifft in Wurzen
Georg den Bärtigen, der allerdings mehr um die Frage seiner Nachfolge
besorgt ist als um die Geschehnisse in Württemberg. Auf die Nachricht von
einem Sieg der landgräflichen Truppen bei Lauffen am Neckar reitet Heinrich
weiter nach Halle. Nach einem ersten Gedankenaustausch mit Kardinal
Albrecht eilt er nach Chemnitz, wo ihm der sonst misstrauische sächsische
Kurfürst ein geneigtes Ohr schenkt. In den nächsten Tagen ist er bei Georgs
Bruder Heinrich und dessen Sohn Moritz in Leipzig, dann erneut in Halle bei
seinem Freund Albrecht. Zufrieden mit diesen Gesprächen, reitet er schließ-
lich nach Prag zu König Ferdinand. Noch vor Ende Mai zurück in Ganders-
heim, erwarten ihn dort prahlerische Berichte des Landgrafen über alle Ein-
zelheiten des gelungenen württembergischen Unternehmens: im Handstreich
habe er Ulrich zu seinem Herzogtum zurückverholfen! Ganz nebenbei an die
Zahlung der 12.000 Gulden erinnert, vertröstet Heinrich den lieben Lip mit
dem Geschenk des eigenen Leithundes, der darüber wachen solle, dass der
stolze Sieger
nicht im Schlaf überfallen und erwürgt werden möge.
Etwas später
zahlt er dann aber doch die versprochene Summe. Es geht ihm um den Erhalt
der Freundschaft mit Philipp und zugleich des Wohlwollens der Habsburger.
Also kümmert er sich unermüdlich um einen friedlichen Ausgleich zwischen
beiden.
Der Erfolg seiner emsigen Reisediplomatie bleibt nicht aus, die Anstrengung
macht sich bezahlt. Am 29. Juni 1534 kommt der Frieden von Kaaden zwischen
dem im Namen des Landgrafen handelnden sächsischen Kurfürsten, König
Ferdinand und Herzog Ulrich zustande. Dem Schwager wird sein Herzogtum
Württemberg als österreichisches Afterlehen zugestanden, gleichzeitig der
Nürnberger Religionsfriede bestätigt und die Wahl Ferdinands zum Römischen
König nun auch von Kursachsen und Hessen anerkannt. Das Reichsgericht soll
angewiesen werden, alle Prozesse gegen die Protestanten einzustellen.
Ulrich lässt sich mit der Ratifizierung des Kaadener Vertrages Zeit. Das miss-
fällt Heinrich, der auf sein Heiratsgeld wartet. Anfang Oktober reitet er zu
König Ferdinand nach Wien, wohin der inzwischen übergesiedelt ist. Dort fal-
len seine Bemühungen um ein besseres Verhältnis zum Landgrafen auf frucht-
baren Boden, wie hernach bei einem Treffen auf der Zapfenburg mit Philipp.
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Ruhe vor dem Sturm