Seite 67 - Herzog_Heinrich

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Dieser zerstreut den Verdacht König Ferdinands, mit Franz I. neuerliche
Ränke ausgeheckt zu haben. Seinen angeblichen Besuch in Frankreich streitet
er heftig ab. Heinrichs Vorschlag, gemeinsam den König aufzusuchen, greift er
dagegen gern auf und verspricht, vorher Ulrich zur Annahme des Kaadener
Vertrages zu bewegen. Das geschieht dann auch wirklich.
Einträchtig reisen Lip und Heinze zusammen nach Wien, wo sie König Ferdi-
nand am 23. März 1535 überaus freundlich empfängt. Beide Fürsten beteuern,
der königlichen Majestät als treue Glieder des Reiches jederzeit zu dienen.
Wohlweislich bringt Heinrich den
Aufstand des Pöbels
in norddeutschen Städ-
ten zur Sprache, das bedenkliche Vorbild des Lübecker Bürgermeisters Wul-
lenweber und das Unwesen der Wiedertäufer, die sich der Stadt Münster
bemächtigt hatten. Der Landgraf leugnet jede Beziehung zum französischen
König und stellt sich hinter den Anspruch des Herzogs von Holstein auf den
dänischen Thron.
Der Königshof zu Wien ist des Lobes voll über Herzog Heinrich von Braun-
schweig, der sich um die Ruhe im Reich so dankenswert verdient gemacht hat.
Heinrich genießt das Wohlwollen König Ferdinands, der ihm noch stärker
gewogen scheint als selbst der Kaiser. Dazu trägt auch der Erzbischof von
Lund bei, der in Wien zu Ferdinands engsten Beratern zählt. Er hält Heinrich
zugute, durch die Annäherung zwischen Habsburg und Hessen den Frieden
gesichert zu haben, lobt seine Treue und Ergebenheit gegenüber Kaiser und
König in höchsten Tönen.
So scheint erst einmal wieder alles in bester Ordnung, als er mit Philipp von
Hessen in glänzender Stimmung heimreist. Er glaubt, nun auch mit der Herzo-
gin in Frieden leben zu können und kehrt in die Residenz zurück. Dass sein
Schwager nichts Eiligeres zu tun hat, als in Württemberg die Reformation ein-
zuführen und dem Schmalkaldischen Bund beizutreten, lässt er noch unge-
rührt angehen. Schließlich ist der seinem treuen Helfer, Philipp von Hessen,
Dank und Lohn schuldig. Aber auch er selbst hat sein Teil beigetragen, 12.000
Gulden Hilfsgeld gezahlt und für Ulrichs Anerkennung gesorgt. Jetzt endlich
will er sein Heiratsgeld kassieren. Aber der säumige Schuldner denkt gar nicht
daran, sich auch dem Schwager erkenntlich zu zeigen. Keinen Heller will er
bezahlen! Das ärgert Heinrich gewaltig und führt zu erneuten, hässlichen Auf-
tritten zwischen den Ehegatten. Gegen seine innere Überzeugung in die würt-
tembergische Sache hinein geschlittert zu sein, macht Heinrich Maria zum
Vorwurf; einen Fehler, den er jetzt zu bereuen habe. Mehr denn je macht er sei-
ner Abneigung gegenüber dem Luthertum Luft. Will Philipp von Hessen ihm
weiß machen, dass der Religionsfrieden den Protestanten mehr bedeutet, als
nur eine Frist zur Aufrüstung des unentwegt tagenden Schmalkaldischen Bun-
des? Doch dann ist es wieder sein lieber Lip, der zwischen ihm und Herzog
Ulrich zu vermitteln trachtet, ihn auch auf andere Weise von seinen Bedenken
ablenkt.
Mehrere Wochen verbringt der nimmermüde Herzog bei Reiterspielen und
Jagden, die der Landgraf in Kassel und Umgebung veranstaltet. Abseits der
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1535 bis 1539