Seite 83 - Herzog_Heinrich

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Stellungen. Fünf markgräfliche Reiterfähnlein durchbrechen alsbald den lin-
ken Flügel der Verbündeten, schlagen zwei Fähnlein Söldner in die Flucht und
ziehen sich wieder zurück.
Jetzt gibt der Kurfürst, dem Herzog Heinrich den Oberbefehl abgetreten hat,
das Zeichen zum Gegenangriff. Inmitten des sächsischen Adels preschen die
Wolfenbütteler Prinzen davon, stürzen sich auf das feindliche Zentrum. Ihr
Vater will tapfer mithalten, muss aber bald erschöpft hinter den vordersten
Reihen zurückbleiben. So entgeht ihm, wie Philipp Magnus von einer Kugel
getroffen im Sattel schwankt und zu Boden fällt. Die Nachricht bringt den
Herzog nicht aus der Fassung
Gut
! sagt er unerschütterlich, wenn auch mit rauer Stimme,
so muss man dem
Jungen das Gelbe vom Schnabel wischen!
Erst die Kunde, dass auch Karl Viktor
gefallen ist, überwältigt ihn. Er bricht in Tränen aus: Das ist zu viel!
Die Streitaxt in der Rechten, setzt sich Moritz nun selbst an die Spitze von
sechs Geschwadern Reiterei. Grimmig folgt ihm der Alte, obschon die Kühn-
heit über seine Jahre geht.
Jetzt wirft Alcibiades seine besten Streiter – schwer bewaffnete Reiterei unter
Klaus Barner – auf die gegnerische Mitte, wo die Hoffahnen von Sachsen und
Wolfenbüttel flattern. Der Fähnrich Friedrich von Lüneburg wird tödlich ver-
wundet. Mit ihm versinkt das kurfürstliche Banner im Staub – der Schreck
fährt den Sächsischen in die Glieder. Ihr linker Flügel gerät unter dem Anprall
der feindlichen Reiter in Unordnung. Ist die Schlacht schon verloren? Der Kur-
fürst bedrängt mit den Seinen das von ihrer Kavallerie getrennte markgräfli-
che Fußvolk. Die Landsknechte beginnen zu weichen, werden jedoch unter
dem Schutz von ihnen zu Hilfe eilender Reiterei wieder in Reih und Glied
gebracht. Nun ist es an den kurfürstlichen Rittern, die Flucht des eigenen Fuß-
volks zu verhindern.
Die Sonne senkt sich bereits, als Moritz noch einmal seine Schlachtreihen ord-
net. Hoch aufgerichtet im Sattel, nach hinten gewandt, dringt ihm eine Büch-
senkugel durch die Hüfte tief in den Bauch, zerreißt ihm die Eingeweide. Vom
Pferd gehoben, lehnt er an einem Weidenbaum. Heinrich reitet zu ihm, springt
ab. In diesem Augenblick erschallt der Ruf, Alcibiades sei gefangen!
Ist dies also
, stößt der Herzog hervor,
so schwöre ich den heiligen Eid, dass er noch
heute an dieser Weide hängen soll. Denn durch seine Tollheit geschieht’s, dass so viele
Fürsten und ritterliche Männer hier sterben!
Um 6 Uhr abends haben die Verbündeten das Feld behauptet. Die Schlacht ist
gewonnen, doch der Markgraf nirgendwo zu finden. Hat er den Reiter, der ihn
gefangen nahm, durch Versprechungen zur Freilassung bewogen? Gesehen
wurde nur, dass er sich mit einer Blessur am Arm dem nächsten Besten erge-
ben hatte.
Viel edles Blut ist geflossen in nur zwei Stunden hin und her wogenden
Getümmels. Vier Fürsten – Moritz von Sachsen, Karl Viktor und Philipp Mag-
nus von Wolfenbüttel, Friedrich von Lüneburg – haben tödliche Wunden
davongetragen. Auch große Verluste unter den Männern von weniger edlem
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Juli bis Oktober 1553