Seite 16 - Kaeferprofile_

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Rezzo Schlauch, Freitag, 28. Februar 2003,
Café »Die Eins«, Berlin
Rezzomania Flashback
Die Kuppel ragt, die Sonne prangt, der Wind pfeift kalt
– Berlin, Regierungsviertel im Februar. Schade, durchs
Brandenburger Tor darf nicht einmal unser Prominenten-
Käfer mehr fahren, also schlängeln wir uns rechts am
Adlon vorbei in die Dorotheenstraße. Blick auf die
Charité und vor der Schleusenbrücke scharf rechts
abgebogen – wir parken in bester Berliner Manier schräg
auf dem Bürgersteig, direkt vor dem neuen Komplex des
ARD-Hauptstadtstudios. Im Erdgeschoss desselben »Die
Eins«, Gastronomie mit Prominenten-Garantie: Anne Will
und Ulrich Wickert lächeln uns zu – wenn auch heute nur
auf diversen Image-Plakaten der Sendeanstalt. Dafür
hockt dort drüben an einem der Tische, vertieft in die
Morgenzeitung und die Milchkaffee-Tasse in der Hand,
unser aktueller Interview-Partner – »leibhaftig« im
wahrsten Sinne des Wortes: Rezzo Schlauch.
An Schlauch kommen weder politisch Gleichgesinnte noch
seine Gegner vorbei: Er ist so etwas wie der Realo-
Polterer vom Dienst, der Joschka Fischer den Rücken an
der Basis frei hält. Mit unserer Käfer-Sonnenblume im
Vordergrund mag er sich nicht so recht fotografieren
lassen. »Nee, das is’ nich’ so mein Symbol ...«, sagt
er mit schrägem Seitenblick auf das betreffende Objekt.
Stammwähler schreckte er mit seiner Forderung auf, die
Grünen sollten doch endlich ihr Verhältnis zum Auto-
mobil normalisieren, während konservative Politiker-
Kollegen aufjaulen, wenn er die Öko-Steuer wortgewaltig
verteidigt.
Dass der Pfarrersohn der emotionale Part in der Dyade
Fischer-Schlauch ist, zeichnet sich auch in unserem
Gespräch ab. Wo Joschka bedächtig und wohlgesetzt
antworten würde, sprudelt es aus Rezzo nur so heraus.
Klar, dass er zum Thema »Käfer« viel zu erzählen hat,
ist dieser doch ein Synonym für ‘68, Cohn-Bendit & Co.
sowie für die emotionsgeladene Mobilität in Jugend-
jahren. Also schalten wir in den Rückwärtsgang und
schauen nach hinten ...