Seite 32 - Karl_und_Wilhelm_3

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Landesherr ausgerufen und übernahm am
30
. Dezember
1863
die Regierungsgeschäfte
in Kiel, respektierte jedoch die Bundesexekution und ihre Verwaltung. In Erinnerung an
den als Schmach empfundenen Waffenstillstand
57
von Malmö, war die Begeisterung in
den deutschen Staaten unübersehbar und
491
Abgeordnete deutscher Ständeversamm-
lungen sprachen
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sich am
21
. Dezember einstimmig für das Recht des Augustenburgers
aus, nachdem der badische Bundestagsgesandte von Mohl am
21
. November dem
Bundestag seine Vollmacht vorgelegt, und Friedrich zuvor gegen die Usurpation der
Herzogtümer durch König Christian IX. protestiert hatte.
Begeisterung und Genugtuung in den meisten deutschen Staaten über das
entschlossene Vorgehen des Bundes gegen die Dänen fanden schnell ein Ende, als
Preußen und Österreich erklärten
59
, „dass sie sich an das Londoner Protokoll für gebun-
den erachteten, und vom Bunde die Ausweisung des Herzogs Friedrich aus Schleswig-
Holstein forderten, die jedoch am
2
. Januar
1864
abgelehnt wurde.” Im weiteren Verlauf
der Auseinandersetzungen verlangten Preußen und Österreich am
16
. Januar
1864
vom
dänischen König Christian IX., dass er die eiderdänische Verfassung innerhalb von
48
Stunden zurücknehmen müsse, weil diese den Vereinbarungen aus den Jahren
1851
und
1852
widersprechen würde; widrigenfalls müsste sonst Schleswig als Pfand besetzt werden.
Als der dänische König am
18
. Januar dieses preußisch-österreichische Ultimatum
ablehnte, verkündeten die beiden deutschen Großstaaten, dass sie sich nicht mehr an das
Londoner Protokoll gebunden fühlten, und ließen ihre Truppen,
28.500
Österreicher
unter General Ludwig v. Gablenz und
43.500
Preußen unter Prinz Friedrich Karl, in die
Herzogtümer und angrenzende dänische Gebiete einmarschieren. Den Oberbefehl
erhielt der preußische Generalfeldmarschall Graf Friedrich H. Ernst von Wrangel.
Nach mehreren für die verbündeten Truppen siegreichen Gefechten, von denen die
erfolgreiche Erstürmung der Düppeler Schanzen am
28
. März
1864
, wo
1.200
Preußen
getötet oder verwundet wurden, besonders in Erinnerung geblieben ist, drängte England
auf Friedensverhandlungen, die auch am
25
. April in London stattfanden, jedoch
ergebnislos endeten. Am
28
. Juni wurden die kriegerischen Handlungen in Dänemark
fortgesetzt und als Preußen und Österreicher eine Landung in Fünen und Seeland
vorbereiteten, gaben die Dänen den aussichtslosen Kampf schließlich auf, bei dem ihnen
dieses Mal keine fremde Hilfe in Aussicht stand, und auch ihre noch immer beachtliche
Kriegsflotte keine Entscheidung zu ihren Gunsten erzwingen konnte. Die Feind-
seligkeiten wurden am
20
. Juli
1864
eingestellt und im Friedensvertrag, der am
30
. Okto-
ber in Wien unterzeichnet worden ist, sah König Christian sich gezwungen, seine
Rechte auf Schleswig – ausgenommen einige kleinere Gebiete an der nördlichen
Landesgrenze –, auf Holstein und Lauenburg zur freien Verfügung an Österreich und
Preußen abzutreten. Am
29
. November hatte Preußen an Hannover und Sachsen die
Aufforderung gerichtet, ihre Exekutions-Truppen aus Holstein zurückzuziehen, worauf
die Bundeskommissare am
7
. Dezember
1864
den preußisch-österreichischen Zivil-
kommissaren Holstein und Lauenburg übergaben.
Die deutsche Bevölkerung in Schleswig-Holstein, die den kriegerischen Ereignissen
mit Freude über die Niederlage der Dänen gefolgt war, betrachtete mit Misstrauen die
Absichten der Großmächte, weil die Herrschaft des Augustenburgers für sie eine
Selbstverständlichkeit war. Die mittleren und kleineren deutschen Staaten sahen
60
darin
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