andeuten, dass Ich Sie nicht mehr sehen könne, da Sie Besuche von Wedekind
empfinge.” Am nächsten Tage, Sonnabend, dem
9
. April, schrieb
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Wilhelm der
Schauspielerin einen Brief, um ihr den Ernst der Situation auseinander zu setzen:
„Meine Liebe Clara
Ich höre, dass Du mehrfach Besuche von einem jungen Manne Empfangen hast, welcher Dir
von Liebe gesprochen. Gewöhnlich wenn man sich nicht darauf einlassen will, schickt man ihn
das erstemal fort, und damit ist die Sache erledigt. Du hast ihn öfters empfangen, er ist jetzt fort,
kommt aber vielleicht wieder und wenn, dann ist es Deine Absicht, diese Bekanntschaft auch
ferner fortzusetzen; so komme heute Abend nicht, so schwer es mir wird, eine so liebe
Bekanntschaft aufzugeben, so gebietet es doch nach solchen Umständen die Notwendigkeit.
Kommst Du aber, so habe ich die Überzeugung, Dir wie früher vertrauen zu können und Du
wirst mir das Unverständliche erklären.”
Unter dem
9
. April notierte Wilhelm außerdem: „Clara ließ auf den Brief antworten,
Sie werde kommen. Um
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/
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C[lara], die S habe ihr eine solche scene gemacht, sei
darüber böse gewesen, der Wedekind sei derselbe, welcher im vorigen Jahre einen
anonymen Brief geschrieben und gesagt, sie möge nur noch
6
Jahre warten. Sie habe
sich gar nichts dabei gedacht, es sei so lächerlich, das erstemal habe er die kleine Nichte
heraufgebracht, welche hingefallen. Das zweitemal sei er gekommen, um sich nach dem
Befinden des Kindes zu erkundigen, habe bei der Gelegenheit sich als Autor des Briefes
zu erkennen gegeben und seinen Fehler gestanden, und das drittemal habe er sich seinen
Bescheid geholt und sei abgereist. – Am
9
. April vorigen Jahres habe ich Ihr eine Rose
gegeben, welche sie aufgehoben. Sei übrigens nicht wohl, habe Pellin einnehmen
müssen [menstruationsfördernde Arznei], weil Ihr das Blut zu Kopf stiege und eine
Erkältung. Ich machte Ihr übrigens Ihr unüberlegtes Betragen [zum Vorwurf ],
verspricht wolle es nicht wieder thun, habe es mir verheimlicht, weil es hätte aussehen
können, als ob Sie sich habe davon machen wollen.” Einen Tag später nahm Wilhelm
die Version der Frau Steiner zur Kenntnis: „H habe ihr gesagt, der Student Wedekind
wolle Sie heirathen, nach einem Jahr dazu wiederkommen, er habe Geld. S hat Ihr
erwidert, Sie möge sich nicht täuschen, es sei selten, das eine Schauspielerin solche
Heirathen mache.” Am
12
. April besuchte Clara den Herzog im Schloss von
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bis
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und als sie fragte, ob der Herzog ihr vergeben würde, sagte Wilhelm „Oui.”
Die Versöhnung war nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Tagen verärgerte
Clara den Herzog wiederum mit ihrer Unzuverlässigkeit, wie dieser am
27
. April ver-
merkte: „Um
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Brief von H, bat um Entschuldigung, liebe mich ewig. Abends H auf
dem Theater gesprochen, möchte Ihr nicht böse sein, wolle es nicht wieder thun. Ego
sagte Ihr, es scheine als wenn Sie das Verhältnis abbrechen wollte, sei gern immer unwohl
und mache so sonderbare Sachen.” Auf Claras naive Frage, warum der Herzog so negativ
denke, sagte dieser, er wüsste zwar nichts Genaues, aber Ihr Betragen in den letzten
Wochen lasse vermuten, dass sie Schluss machen wolle. Die Schauspielerin widersprach
heftig und bat den Herzog abermals: „er möge gut sein, wolle es nicht wieder thun.”
Am
18
. Juli erhielt der Herzog, der in Blankenburg einige Tage zur Jagd war, einen Brief
seines Vertrauten von Lübeck mit dem Hinweis, dass Clara Heymann schwanger sei. Am
20
. Juli kehrte Wilhelm für einige Tage nach Braunschweig zurück und fuhr am
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.
abermals nach Blankenburg, um die Jagd dort fortzusetzen. In Braunschweig fand der
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