Herzog einen Brief von Clara vor, in dem sie um Geld bittet. Obgleich Wilhelm der
Ansicht war, der Student Wedekind sei für Claras Schwangerschaft verantwortlich, ließ er
der Schauspielerin einen Tag später
1.000
rthl
514
zukommen, um ihre Stimmung zu
verbessern, und um ihr eine längere Reise zu ihrem Bruder nach Berlin oder auch nach
Dresden zu ermöglichen. Clara bedankte sich postwendend für das großzügige Geschenk
und als sie am
31
. Juli abends um
10
Uhr den Herzog, der an diesem Tage nach Braun-
schweig zurückgekehrt war, traf, wurde unverblümt und ausführlich über das bevor-
stehende „freudige” Ereignis gesprochen. Die Schauspielerin erzählte Wilhelm, dass die
Schwangerschaft im Monat März entstanden sei und fragte ihn, ob er sich noch erinnere,
dass sie gesagt habe. „Das wäre beinahe etwas geworden!” Außerdem hätte der Herzog,
wie dieser nun notierte, bei dieser Gelegenheit geäußert: „wenn Sie schwanger, möchte ich
Sie nicht mehr, worauf Sie erwidert, Sie würde dann gleich gehen, es sei aber hässlich von
mir.” „Sei wahr” erinnerte sich Wilhelm, „habe er gesagt, habe aber keinen Bezug auf Sie,
würde nie jemand finden, der Sie so lieb hätte, würde Sie bis auf den letzten Augenblick
gepflegt haben.” Dann hätte sie ja nicht weggehen zu brauchen, habe Clara entgegnet.
„Nur auf ein paar Monate” meinte Wilhelm mit Rücksicht auf die Reputation. Im
Übrigen tröstete er die Künstlerin: „Wolle jetzt trotz Ihres Betragens eingedenk der frühe-
ren
2
Jahre, wo Sie gut gewesen, für Sie Sorgen wenn Sie im Unglück, ob [Sie] Gelder
haben wolle?” „Nein” erwiderte Clara, worauf der Herzog seine Versprechungen bekräf-
tigte: „Sie würde immer einen Freund an Ihm haben, würde in dieser Zeit sehr in Angst
um Sie sein, aber [Sie] könne sich denken, wie es Ihm sein muss, wissend, das W[edekind]
immer da sei.” Sie meinte dazu: „W sei ein dummer Junge, sie spiele mit ihm.”
Claras Verzicht auf Geld währte nur wenige Tage; schon im August schrieb sie an
Wilhelm „er möge die Freundschaft beweisen und Geld geben, um W zu heirathen oder
eine Pacht in Schlesien [zu erwerben].” Diese Forderungen trafen den Herzog nicht
unvorbereitet, denn bereits im Juni hatte Clara in einem Brief (Anhang
7.2
) ihre
Erwartungen erläutert: „Hoheit versicherten mich so oft Ihrer Liebe, darf Ich Hoheit nun
bitten, etwas für Ihre Kleine zu thun. Ohne Engagement bin Ich aber nicht in glücklichen
Verhältnissen. Ich wende mich an Ihre Großmut, mir aus dem Mammon Ihres Reichtums
ein Tröpfchen zukommen zu lassen, welches gewiss hinreichen wird, vorläufig meine
Existenz zu sichern. Meiner Liebe zu Ihnen zu entsagen, Hoheit, macht mich sehr
unglücklich, mein Zustand ist augenblicklich nicht beneidenswert; dieser letzte Entschluss
hat mich furchtbar erschüttert. Bestimmen Hoheit über mein ferneres Schicksal, meine
Achtung und Dankbarkeit bleiben ewig.” Mit weiteren Briefen und gelegentlichen
kleineren Geldzahlungen an die Schauspielerin vergingen die nächsten Monate; allerdings
hatte der Herzog am
9
. September Clara mitteilen lassen, trotz ihres Vorwurfes (Anhang
7.2
), dass er schließlich ihre jetzige Lage verschuldet habe und trotz ihrer Beteuerungen,
ihm immer treu geblieben zu sein: „Sie bekomme nichts zu Ihrer Heirath mit Wedekind.”
Nach den vielen Enttäuschungen und Lügen, die Clara dem Herzog „aufgetischt” hatte,
zweifelt Wilhelm nicht daran, dass der Student Wedekind die Künstlerin geschwängert
hatte und verdrängte seine eigene, durchaus mögliche Vaterschaft.
Am
7
. Januar
1854
notierte
515
Wilhelm: „
4
t, morgens, H von einem kleinem W
entbunden, W schrieb es an S.” Und am
20
. Januar ist zu lesen: „Brief von H an S: W
habe Ihr treu zur Seite gestanden, wolle nach Braunschweig kommen, wenn E sehen
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