wenig oder gar nicht und beobachtet aus Sorge für seine Gesundheit die strengsten
Sanitätsvorschriften. Theater und nach demselben einige Robber [Doppelspiele] Whist
mit seiner stereotypen Gesellschaft bilden die Lichtpunkte.”
Einige Wochen später, am
26.
Juni
1858
, schreibt du Roi abermals nach England an
seinen Freund Wilhelm Bitter, berichtet von den geplanten Reisen des Herzogs, von
Marie Franke und vom Baubeginn beim neuen Residenztheater im Schlosspark
518
am
Steinweg: „Der Herzog hat seine gewöhnliche Reise nach Öls, Wien, Venedig
angetreten. Diesmal begleiten ihn von Hohnhorst und Isendahl, ein sehr hübscher netter
Mann (Capitän) als Flügel-Adjudanten; v. Girsewald jun. macht eine anderweitige Reise
mit Gattin. Frl. Franke ist natürlich auch aufgebrochen. – Die Axt hat angefangen, am
Eingang des Parkes die alten schönen Bäume zu fällen, Steine sind vorgefahren; aber
plötzlich ruht die Arbeit wieder, weil man noch nicht einig ist, ob das Theater gerade der
Mitte des Steinwegs gegenüber, so dass das Portal vom Bohlweg aus zu sehen, oder mehr
rechts zu stehen kommen soll, wo man es erst von der Ecke der Schöppenstedter Straße
gewahren würde. Ersteres, der ursprüngliche Plan, erfordert
40
–
50.000
rthl zum Ankauf
des ehemals Sillemschen* Hauses und noch einigen anderen weniger kostspieligen; aber
nun findet sich, dass der Herzog keinen Pfennig zu dieser Sache hergeben will, und die
Stadt, von der er es erwartet, sperrt sich noch riesig. Kommt das Theater nicht in die
Mitte, so wird es ein lächerlicher Bau für künftige Zeiten sein; es steht daher zu erwarten,
dass man sich noch arrangirt. [...]. Seit mehreren Tagen circulirt eine Adresse an Herzog
Wilhelm unter der Bürgerschaft, um ihn zu veranlassen, das Theater nicht im Park,
sondern in der Stadt ausführen zu lassen. Die Privatinteressen verschiedener Leute wegen
Entwerthung ihrer Häuser mögen wohl der Grund davon [sein]. Andere meinen, der
Herzog Carl habe vielleicht protestirt und man mache dieses Manöver, um nicht
geradezu dem nachzukommen. Über das Resultat der Petition ist noch nichts bekannt.
[...]. Neulich wurde erzählt, der Herzog Carl habe den Notar Aronheim hier eine
Protestation und Vollmacht zum Prozess in betreff des ihm gehörenden Parks zugehen
lassen und dieser wisse nicht recht, was er thun solle; vorher hörte ich indessen, dass
Aronheim die Sache in Abrede stelle. Soeben vernahm ich, dass die Stadt-Deputierten
den Ankauf der erwähnten Häuser beschlossen haben und falls die Besitzer zu enorme
Forderungen stellen, zur Expropriation schreiten wollen, wozu die städtischen Statuten
ihnen die Befugnis geben sollen.” Sprachlehrer du Roi vermittelt in seinen Briefen aus
dem Jahre
1858
, in denen er nicht nur über Marie Franke und Herzog Wilhelm sondern
auch über Hirsch Silberschmidt, gesellschaftliche Veranstaltungen und den Neubau des
Residenztheaters berichtet, ein gutes Bild von den Braunschweiger Ereignissen.
In seinem ausführlichen Schreiben vom
19
. Oktober
1858
geht du Roi wiederum auf
Marie Franke und ihr Verhältnis zu Herzog Wilhelm ein: „Von dem diesjährigen Herbst-
Aufenthalt in Sybillenort-Öls erzählt man sich spaßhafte Geschichten. Ballettpersonal
war von hier hinbeordert, zu allseitiger Bequemlichkeit erhielten aber nur Damen
Unterkommen im Schloss, und die Herren mussten im Wirtshause campiren. Dies
schmeckte dann, wie die Fama sagt, den Cavalieren so nicht und das Schloss erdröhnte in
der Nacht bis in seine Grundfesten von den Seufzern der Liebe und des Rausches. Die
217
* G. Sillem, Dr. phil., Professor am Collegium Carolinum, wohnte Steinweg
21
(Assekur.-Nr.
1916
)