Seite 54 - Karl_und_Wilhelm_3

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hoffen, sie würde nichts ärgerliches unternehmen und mich sehr unglücklich machen.
Sie weinte. [...]. Am
14
. kam um
1
Uhr Dr. Hartig
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um meine Zähne zu reinigen. Ich
sprach mit ihm über f; er sagte es gäbe fünf Wege, um Licht zu sehen. Der bessere wäre,
dass sie kokett (gefallsüchtig) gewesen sei, der andere, dass die Dinge so schnell sie
können, vorangingen; er sei für die erste Möglichkeit und würde anraten, eine andere
Schauspielerin, Miss Elmenreich kommen zu lassen, um sie eifersüchtig zu machen. Ich
erzählte ihm, wenn die Dinge sich fortsetzen, würde ich nach Nizza fahren. Er fragte, ob
ich ihr das gesagt habe, Ich sagte nein.”
Bereits einen Tag später, am
15
. Februar
1866
, hatte Franziska denn Herzog wieder um-
gestimmt, wie man seinem Tagebuch entnehmen kann: „Zwei Flaschen Champagner zum
Essen, f sagte, sie habe seit einem Jahr nicht mit B. gesprochen, würde nicht mit ihm koket-
tieren und wäre auch nicht eifersüchtig auf Frau Löbbecke, lachte als sie hörte, die Franke
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habe ein Rendevous mit Caspari
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im Haus von Bode gehabt.” Nach diesen Aufzeich-
nungen des Herzogs ist wohl davon auszugehen, dass Franziska den Leutnant von Berne-
witz bereits seit
1863
kannte und über längere Zeit nähere Kontakte mit ihm gehabt hat!
Einer weiteren Belastung war die Beziehung Franziskas zum Herzog ausgesetzt, als
der Braunschweiger Musiker Wilhelm Medemann aus der Friesenstraße, enttäuscht
über das Scheitern seiner Verlobung mit der Tänzerin Maria Hartmann, Franziskas
Kollegin und enge Freundin, in einem Brief an den Polizeikontrolleur Förster
behauptet, es würde zwischen Franziska und dem Premierleutnant von Bernewitz ein
enges „Liebesverhältnis” bestehen. Hierzu könne er sich auch unter Eid aufgrund
eigener Erfahrungen und Beobachtungen äußern, wie auch seine „ehemalige Braut
Marie Hartmann”, die er „als Zeuge aufrufe!”
Durch die vorangegangenen zahlreichen anonymen Briefe verunsichert, hatte der
Herzog Wilhelm seinen Kammerdiener David Steiner beauftragt, Franziska und v.
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Franziska Gernreich, etwa 1872
Franziska in festlicher Garderobe