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. Juli erfahren, dass Clara schwanger sei. Diese bedankte sich für die Zahlung,
beklagte bei Wilhelm ihren „unglücklichen Umstand” und gab sich alle Mühe, den
Herzog „ins Boot zu ziehen.”
„Beste Hoheit
Werden Entschuldigen, wenn Ich es nochmals wage, mit diesen Worten zu belästigen, doch sage
Ich Hoheit meinen innigsten Dank für die Gabe. Hoheit, ehe Ich Braunschweig verlasse, kann
Ich nicht umhin, Ihnen ein Geheimnis anzuvertrauen, was mich so endlos unglücklich macht,
und kann nicht auf mich Ruhen lassen, dass Sie glauben, Ich hätte Sie Betrogen, und meine
Briefe wären aus lauter Widersprüchen zusammen gesetzt. Bitte Hoheit leihen Sie mir gnädig
Ihr Ohr. Ich schrieb Ihnen in meinem ganz ersten Brief, es hätte ein junger Mann mir seine
Hand angeboten, er wolle mich heirathen; ich nahm es an, bedachte aber nicht die Folgen. Die
Qual, die Ich aber damals schon litt, war fürchterlich.
Jetzt aber, wo Ich den Charakter des jungen Mannes kennen gelernt, muss Ich bemüht sein,
dem jungen Manne auszuweichen, und Ihn von mir zu entfernen; deshalb beredete Ich Ihn, die
Reise nach Norwegen früher anzutreten als er beabsichtigte. Denn er wird mir nie einen
Fehltritt der Art verzeihen, sind wir getrennt, wird er mich vergessen, und Ich bin frei, habe
aber dann die Überzeugung, dass er mir seine Achtung nicht entziehen kann, da er meinen
unglücklichen Zustand nicht entdeckt, u. nie entdecken wird.
Hoheit Sie zwingen mich dazu, Ihnen eine traurige Stunde zu bereiten, Ich habe das
entsetzliche Unglück für mich allein tragen wollen, da ich Ihre Abneigung gegen einen solchen
Zustand kenne. Deshalb verschwieg Ich es bis jetzt, denn L[übeck] u. selbst die S[teiner] habe
Ich zu täuschen gesucht, um Sie unbenannt zu lassen. Doch jetzt, wo Ich bereits im 5ten Monat
in anderen Umständen bin, kann Ich es nicht mehr verheimlichen, ohne die entsetzlichsten
Schmerzen zu erdulden. Deshalb schon mein Brief von Harzburg
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aus, Braunschweig zu
verlassen. Hoheit, Ich bin entsetzlich unglücklich und jetzt, wo Sie mich haben elend gemacht,
wo Ich die Hand des jungen Mannes ausschlagen muss, höre Ich noch zu meinem großen
Kummer, das Sie auf mich zürnen; Hoheit vor Gott schwöre Ich, vor dem Heiligsten was ich
kenne, Ich war Ihnen Treu, Ich kann den Schwur leisten mit dem reinsten Gewissen, mit welch
klopfenden Herzen kam Ich immer zu Ihnen, weil Sie schon einige Male bemerkten, Ich sei
stärker geworden; mein Benehmen gegen Sie musste deshalb bleiben, da Ich Hoheit so unendlich
lieb hatte, und die Angst bemächtigte sich meiner so oft; zu Hause saß Ich u. kümmerte mich
über Hoheit. Bitte Theilen Sie meinen Zustand selbst dem L nicht mit, da Ich Ihretwegen
möchte, das es kein Mensch erfährt, selbst meine Geschwister sollen es nicht wissen. Ich reise
nach B[erli]n und will mich in Verbindung mit dem Herrn Theateragenten setzen, damit Ich
zum Sommer ein Engagement bekomme. Diese unglücklichen Monate muss Ich auf
irgendeinem Lande zubringen, Hoheit haben mir ja die Mittel in die Hand gegeben,
wenigstens diese Monate abzuwarten. Ich sage dafür noch mal meinen Dank. Hoheit nie habe
Ich Ihnen gegenüber eine Bitte ausgesprochen, Ich hatte es nicht übers Herz gebracht, weil mich
Hoheit stets so reich beschenkten, wäre ich nicht in dieser traurigen Lage. Hoheit Ich beschwöre
Sie, gestatten Sie mir, da Ich doch so unglücklich geworden, dass Ich noch einmal an Sie
Schreibe, wenn Ich das alles überstanden. Ich bitte ja dann nicht um eine Gabe für mich, und
nie sollen Hoheit dann von mir noch von dem Kinde etwas hören, nur muss Ich Ihre Güte dann
nochmals in Anspruch nehmen. Sollten Hoheit die Gnade haben, mich nochmals durch eine
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