Seite 76 - Karl_und_Wilhelm_3

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Antwort zu erfreuen, so erleichterten Sie meine traurige Stimmung um bedeutendes, denn oft
bin Ich nahe dran, mir das Leben zu nehmen, ich vergesse Religion und die Schande, die auf
meine Angehörigen fällt. Hoheit Sie können nicht unbarmherzig sein gegen solche Leiden, die
Sie verschuldet, doch eigentlich verschuldet, seien Sie nochmals gütig gegen mich und nie
belästige Ich Sie wieder mit Zeilen. Am 2ten Reise Ich ab, geben Sie mir durch L noch einmal
Nachricht. Mit Achtung und tiefster Ergebenheit, verbleibt aufrichtig
C[lara] H[eymann].”
Am
29
. Juli notiert [Blatt
117
des Tagebuchs] Wilhelm: „Brief von H[eymann] an E[go],
worin gesagt, sie sei von E schwanger, und zwei Tage später, am
31
. Juli
1853
, schreibt der
Herzog: „Robert der Teufel im Theater, um
10
Uhr H, welche eingeladen war zu
kommen; kam weinend an, sei seit dem März schwanger und deshalb habe Sie von hier
weggewollt, da Sie wüsste, wie unangenehm E das sei. Sie kenne W[edekind] seit dem
Januar, er habe Sie nie sexuell begehrt, sei ein grüner Junge, habe einen heftigen
Charakter. E möge Sie lieb behalten, liebe Ihn mehr wie jemals, wolle nach der
Entbindung wieder herkommen, W laufen lassen, wolle alle Monate Schreiben, ging
Weinend und anscheinend sehr bedauernd fort. – H will nach Berlin gehen u. bei Ihrem
Bruder vor dem Oranienburger Thor Wohnen, möchte Sie lieb behalten, nicht viel ins
Theater wollen. W einen Fußtritt geben, habe die S[teiner] getäuscht, sich dazu in den
Finger geschnitten, W sei sehr höflich, trage immer eine Maske bei sich. Beim
Teschinski [?] sei W nicht gewesen, sei eine Lüge, auch habe Sie mit W nicht in Berlin
in der Stadt Petersburg gewohnt, [dieser] habe Sie nur besucht, sei ein grüner Junge.”
6.
August, Brief von H an E:
„Meine liebe, liebe H[oheit]
Tag für Tag nehme Ich mir vor Br[aunschweig] zu verlassen, doch ward mir das Herz so schwer,
das Ich stets einen Vorwand fand, noch bleiben zu müssen. Doch Heut’ will Ich um 3 Uhr
bestimmt Reisen und nach Berlin gehen. Vor allem Herzlichen innigen Dank soll Ich Ihnen
sagen für Ihre so große Freundlichkeit, gaben Sie mir doch meine Ruhe und Glück wieder, indem
Sie meine liebe Hoheit mir sagten, das Sie mich noch lieb hätten und mir Ihre Liebe noch
bewahren wollten. Sie wissen selbst Hoheit, das ein Mädchen in einem solchen Zustande den
Mann noch inniger liebt; warm wurde mir ums Herz, als sich hinter mir am Sonntag die Thür
schloss und ich gezwungen worden, Sie nicht mehr zu sehen. Ich bitte Sie nochmals Hoheit
vergessen Sie mich nicht und behalten Sie Ihre Kleine lieb. Eine Bitte habe Ich Hoheit, die Sie
mir gewiss erfüllen, wenn Sie ihre Reise nach Oels antreten und über Berlin gehen, mich es doch
durch L wissen zu lassen, bitte bitte, gern möchte Ich sie bei dieser Gelegenheit Sehen.
Hoheit, als Ich am Sonntag bei Ihnen war, sagte Ich Ihnen, das Ich beabsichtigte zu meinem
Bruder nach Berlin zu gehen. Doch vorgestern erhielt ich Antwort, dass seine Wohnung so
unbequem und klein wäre, dass er mich ohnmöglich aufnehmen könne; zum Glück hatte nichts
von meinem Zustand gegen Ihn erwähnt und soll es dann auch ein Geheimnis für alle meine
Geschwister bleiben. Doch in der Nähe von Berlin müsste Ich dann auch vermeiden zu sein und
so dachte Ich, wenn Hoheit nichts dagegen hätten, nachdem Ich mir meine Papiere in Berlin
besorgt habe, nach Dresden zu gehen, um dort unmittelbar bei Dresden einen Aufenthalt zu
suchen, da Ich dort völlig unbekannt und fremd bin, und mir in der Nähe einer solchen Stadt
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