Frauen i n der Braunschwe i g i schen K i rchengesch i chte
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Messen für das Seelenheil der verstorbenen Mitglieder einer Bruderschaft zu beten.
Dahinter stand die Vorstellung, dass die Gebete für die Verstorbenen dazu helfen
könnten, deren Leidenszeit im Fegefeuer zu verkürzen. Die Zusammenkünfte der Ka-
lande waren mit gemeinsamen, oft sehr festlichen und üppigen Mahlzeiten verbun-
den und stärkten so die Beziehungen der lebenden Mitglieder untereinander, boten
Trost und stifteten Gemeinschaft zwischen Lebenden und Toten. Die Bruderschaften
standen Männern wie Frauen gleichermaßen offen. Sie eröffneten besonders ihren
weiblichen Mitgliedern ein öffentlich-gesellschaftliches Betätigungsfeld und boten ih-
nen die Möglichkeit zur Teilhabe am religiös-gesellschaftlichen Leben ihres zumeist
städtischen Umfeldes. In der Stadt Braunschweig gehörten Frauen zu den 35 belegten
Bruderschaften selbstverständlich dazu; sie trugen deren religiöses und geselliges Le-
ben mit und traten immer wieder als wichtige Stifterinnen und Geldgeberinnen in Er-
scheinung.
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Frauen, die im Mittelalter ihr Leben religiösen Zielen widmen, aber nicht in ein Klos-
ter eintreten wollten oder konnten, bot sich seit dem 12. Jahrhundert ein Lebensmo-
dell, das sich von Belgien und den Niederlanden aus rasch in ganz Westeuropa ver-
breitete und im 13. und 14. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte: ein Leben als Begine.
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Die religiöse bzw. sozial-religiöse Frauenbewegung der Beginen, die als Teil des reli-
giösen Aufbruchs im 12. und 13. Jahrhundert zu verstehen ist, ermöglichte Frauen ein
von Frömmigkeit geprägtes Leben jenseits der Versorgung durch einen Ehemann
oder der lebenslangen Bindung an eine Klostergemeinschaft. Beginen lebten in Begi-
nenhöfen oder Beginenkonventen, und ihr Zusammenleben in Gütergemeinschaft
stand im Zeichen der Ordensregeln der Franziskaner oder der Dominikaner. Jede Be-
ginengemeinschaft existierte autonom und unabhängig, wurde allerdings von den
kirchlichen Institutionen streng beobachtet. Die Beginen legten im Unterschied zu
den klösterlichen Ordensgemeinschaften, in denen die Nonnen lebten, kein lebens-
langes, sondern ein immer wieder zu erneuerndes Gelübde ab. Sie lebten ehelos und
in Armut, aber mitten im städtischen Leben und nicht in strenger Klausur wie die
Frauen in den strikt von der Außenwelt abgeschlossenen Frauenklöstern. Zuweilen
übernahmen sie die einfache Schulbildung von Mädchen, widmeten sich karitativen
Tätigkeiten wie der Krankenpflege, der Waschung und Einkleidung von Gestorbenen
und hielten Totenwachen. So stiftete der Propst des Braunschweiger Kalandes St. Pet-
ri im Jahr 1522 eine Summe Geldes, aus dessen Zinsen jede der acht Beginen eines bei
der Magnikirche gelegenen Konventes an jedem Freitag ein Quartier Bier und eine
Semmel erhielt. Dafür sollten die Beginen an jedem Freitagabend den Kirchhof der
Magnikirche umgehen und dabei für die Seelen der Eltern des Propstes Fürbitte tun.
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Beginen bestritten ihren Lebensunterhalt außerdem mit handwerklichen Tätigkeiten
wie Weben und Sticken, mussten allerdings sorgsam darauf bedacht sein, dabei nicht
zu den heimischen Gilden in Konkurrenz zu geraten. Beginenhäuser und Beginen-