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über die liturgische und musi-
kalische Gestaltung der Gottes-
dienste in früher Zeit.
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Man darf
jedoch sicher annehmen, dass
sich an den großen Kirchen die
Musik schwerpunktmäßig auf
instrumental begleiteten und
unbegleiteten Gesang sowie auf
die Orgel konzentrierte. Schon
vor der ersten Jahrtausendwen-
de zog das ursprünglich höfi-
sche Instrument Orgel in die
Kirche ein, in Braunschweig
existiert nachweisbar in der Ka-
tharinen-Kirche in der 1. Hälfte
des 14. Jahrhunderts ein Instru-
ment, in der Martini-Kirche wird
eine Orgel um 1510 erwähnt.
Dass es spätestens Ende des 16.
Jahrhunderts in Städten überall
größere Orgeln und versierte
Organisten gab, beweist die Tat-
sache, dass sich zum Gröninger
Orgelkonvent von 1596, einem
Organistentreffen, zu dem Her-
zog Heinrich Julius (1564-1613) zur Einweihung der großen Orgel
in der Schlosskapelle eingeladen hatte, 54 Organisten – unter ih-
nen der bereits erwähnte Wolfenbütteler Hoforganist Michael
Praetorius – einfanden. Vertreten waren u. a. drei Organisten aus
Braunschweig und Wolfenbüttel, je einer aus Helmstedt, Schö-
ningen und Goslar.
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Die Organisten hatten die Aufgabe, in den Gottesdiensten die Or-
gel zu „schlagen“ und „uff die Orgelen mit Vleis Achtung geben,
dass nichtes darahn verderbenn und vorwarlosth werde“.
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Der Organist erhielt neben einem geringen festen Gehalt Lohn in
Form von Naturalien wie Getreide, Holz, Bier oder aber auch
Land zur Bewirtschaftung. Mitunter stand sogar ein Organisten-
haus mietfrei zur Verfügung, stets war der Organist jedoch darauf
angewiesen, Nebeneinkünfte zu erzielen, die er beim Spiel von
Abb. 2:
Organist, Kupferstich
von Johann Leonhard
Blanck um 1720,
Quelle: Germanisches
Nationalmuseum
Nürnberg,
Inv.-Nr. HB 18716