Di e mi t te l a l ter l i che K i rche im Braunschwe i ger Land
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DIE HI LDESHEIMER ST I FTSFEHDE
Im Braunschweig-Wolfenbütteler Herzogtum kam es noch am Ende des Mittelalters
zu einer lange dauernden Hildesheimer Stiftsfehde, in der sich bischöfliche und
fürstliche Gewalt sowohl ineinander verhakt als auch vermischt hatten. Herzog Hein-
rich der Ältere (1495-1514) führte von Wolfenbüttel aus Fehden gegen die Städte Han-
nover, Einbeck und auch Braunschweig, um ihnen die Selbständigkeit zu nehmen.
Auch versuchte er, seine Herrschaft bis zur Nordseeküste auszudehnen. Um das alles
zu erreichen, machte er seinen Sohn Christoph zum Bischof von Verden (1502) und
schließlich sogar zum Erzbischof von Bremen (1511). Seinen anderen Sohn Franz
machte er zum Bischof von Minden (1508). Sein Nachfolger im Herzogtum wurde ein
dritter Bruder, der wegen seiner Skandale so berüchtigte Heinrich der Jüngere (1514–
1568). Nach erfolgreicher Gebietserweiterung im Norden legte sich Heinrich der Jün-
gere mit dem Hildesheimer Bischof Johann an, der seinerseits das Land brandschatz-
te. Es ging bei diesen Kleinkriegen um die Herrschaft über die zahlreichen Burgen,
welche die Hildesheimer Bischöfe im Laufe des 15. Jahrhunderts aus Finanznot an
den Landadel verpfändet hatten. Nach einer vernichtenden Niederlage Heinrichs
des Jüngeren, seines Onkels Erichs I. von Calenberg und seines Bruders Franz, des
Bischofs von Minden, der keine Skrupel hatte, gegen seinen Hildesheimer Amtsbru-
der Krieg zu führen, in der Schlacht von Soltau am 28. Juni 1519, suchte Heinrich der
Jüngere als stärkster Regent in Niedersachsen die Unterstützung beim jungen Habs-
burger Kaiser Karl V., indem er die Hildesheimer Gegner als Söldlinge des französi-
schen Königs Franz I. denunzierte. In Goslar hatten die Bürger aus Angst vor der Er-
oberung ihrer Stadt durch Herzog Heinrich im Jahr 1527 sogar die Tatsache
verbrannter Kirchen geschaffen: St. Georg auf dem Georgenberg, das St. Petersstift,
die Johanniterkirche und die Johanniskirche im Bergdorf wurden eingeäschert. Am
Ende erhielt der Wolfenbütteler Herzog tatsächlich das „Große Stift“ Hildesheim, bis
auf Peine, Steuerwald und Marienburg. Erst 1643, gegen Ende des Dreißigjährigen
Krieges mussten die Wolfenbütteler Herzöge die Herrschaft über das Hildesheimer
Stift aufgeben.
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Heinrichs des Jüngeren sturer mittelalterlicher Katholizismus, der Martin Luther zu
einer seiner härtesten Polemiken gegen „Heinz Mordbrenner“ provozieren sollte („Wi-
der Hans Worst“, 1541), war doch vordergründig in territorialer Habgier des Herzogs
während der Stiftsfehde begründet. Ein historisches Ergebnis der reaktionären, ag-
gressiven Politik dieses Renaissance-Fürsten, der bis zu seinem Ende (1568) den alten
katholischen Glauben für seine Braunschweig-Wolfenbütteler Landeskirche erhalten
wollte, war die Tatsache, dass andere welfische Territorien wie die Fürstentümer Lü-
neburg (Celle) und Calenberg-Göttingen (Hannover) sich viel früher der Reformation
angeschlossen hatten, woraus schließlich eine in Niedersachsen stärker bestimmen-
de Rolle Hannovers hervorging.