Seite 27 - Lebenswege

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Einhart Lorenz
Werner Buchheister im Widerstand und Exil
In dem Erinnerungsband „Links und frei“ berichtete Willy Brandt 1982 über
ein illegales Treffen in Berlin im Herbst 1936:
„Der erste von Paris aus arrangierte Treff klappte auf Anhieb: am Kaufhaus
Wertheim. Der organisatorische Leiter unserer Berliner Gruppe, war, wie ich
später erfuhr, ein braunschweigischer Lehrer. Die Mundart deutete seine Her-
kunft an, doch das ging mich nichts an: Ich hatte mich an seinen Decknamen zu
halten. Seine Frau war Buchhändlerin, wie ich aus Hinweisen schließen konnte,
doch von Namen und Adressen hatte ich keine Ahnung. Eigentlich war auch
dies schon zu viel; die Regeln der Illegalität waren streng, und das hatte seinen
Sinn. (1938 entkam Werner Buchheister mit seiner Frau nach Norwegen.)“
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Was verband Buchheister mit dem späteren SPD-Vorsitzenden und Bun-
deskanzler? Berührungspunkte waren, dass sie in den Jahren 1931 bis 1944
Mitglieder der kleinen linken Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands
(SAP)
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waren, dass sie sich im Herbst 1936 in Berlin kennen lernten, aber, da
sie illegal arbeiteten, nichts über einander wissen durften, dass sie als Emig-
ranten in Norwegen und Schweden lebten, dass sie nach dem Kriege nach
Deutschland zurückkehrten – was viele andere Emigranten nicht taten – und
dass sie nach der Rückkehr zunächst als Journalisten arbeiteten. Was ihnen
nicht gemeinsam war, waren ihr Alter, ihre unterschiedliche Herkunft und ihr
unterschiedlicher Werdegang vor 1931. Buchheister, zwölfeinhalb Jahre älter
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Willy Brandt, Links und frei. Mein Weg 1930-1950, Hamburg 1982, S. 174. Bei der dann folgenden
Bemerkung Brandts, dass Buchheister 1940 auf einem Schiff nach England entkommen konnte,
handelt es sich um eine Verwechslung mit einem anderen Mitglied aus Brandts Osloer Emigranten-
gruppe, Herbert George.
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Die 1931 gegründete SAP war die größte und organisatorisch wie programmatisch interessanteste
Partei zwischen der SPD und KPD, erreichte aber nie ihr Ziel, eine Alternative zu den wirklich großen
Arbeiterparteien zu werden. Bei den Reichstagswahlen im Juni 1932 erreichte sie 0,2 % der Stimmen,
im November 1932 nur noch 0,1 %. – Eine Geschichte der SAP, welche die Jahre ab 1933 unter
Berücksichtigung des 1987 wiedergefundenen Parteiarchivs zufriedenstellend analysiert, fehlt. Nach
wie vor kann Hanno Drechsler, Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag
zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik, Meisenheim am
Glan 1965 als Standardwerk betrachtet werden. Von Interesse für die Jahre ab 1933 ist Jan Foitzik,
Zwischen den Fronten. Zur Politik, Organisation und Funktion linker politischer Kleinorganisationen
im Widerstand 1933 bis 1939/40, Bonn 1986. Zur illegal arbeitenden SAP mit besonderem Gewicht
auf Hannover siehe Susanne Döscher-Gebauer und Hans-Dieter Schmid. Die Sozialistische Arbeiter-
partei Deutschlands (SAP) in der Illegalität, unveröffentlichtes Manuskript, Hannover o.J.. Zur Arbeit
der Exil-SAP in Skandinavien, wo Buchheister, Brandt und das weiter unten mehrfach genannte Ehe-
paar August und Irmgard Enderle tätig waren, siehe Einhart Lorenz, Mehr als Willy Brandt. Die
Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) im skandinavischen Exil, Frankfurt/M. 1997.