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Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 hielt Buchheister
seine politischen Kontakte aufrecht, doch war die SAP-Gruppe in Hannover
klein und wurde relativ schnell zerschlagen.
10
Er war am 3. September 1933
von der Gestapo verhaftet, aber nach drei Monaten aus dem hannoverschen
Gefängnis Leonhardstraße entlassen worden. Eine zweite Verhaftung erfolgte
am 15. Oktober 1934, doch wurde er am 25. Juni 1935 vom Oberlandes-
gericht Hamm im Prozess gegen eine Reihe SAP-Mitglieder aus Hannover
freigesprochen, vermutlich auf Grund seiner geschickten Verteidigung.
11
Buchheister verließ danach Hannover und begab sich über Stuttgart in die
Schweiz, verlor jedoch nicht den Kontakt zu seiner Partei. Im Dezember 1935
kam es in Basel zu Gesprächen zwischen ihm und dem Leiter der SAP-Aus-
landszentrale in Paris, Jacob Walcher. Diese Gespräche führten dazu, dass er
sich zu „Instruktionstätigkeit“ für illegal arbeitende SAP-Gruppen in Deutsch-
land zur Verfügung stellte und seine Vorstellungen über die illegale Arbeit
vertiefte.
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Mit seinen Erfahrungen aus Hannover und von der Polizeischule
hatte er der Auslandszentrale der SAP wertvolle und konkrete Vorschläge zu
machen. So empfahl er beispielsweise, dass man sich mit der Polizeitechnik
und -taktik vertraut machen und die Tätigkeit der Gestapo genau beobachten
müsse. Angesichts der Kriegsfurcht, die im Herbst 1935 herrschte, galt es, die
noch existierenden Parteigruppen auf eine veränderte Situation vorzubereiten
und einen Nachrichtendienst aufzubauen, der die Zustände in Deutschland
analysieren und ins Ausland vermitteln konnte. Er selbst begann umgehend
mit den Vorbereitungen für die neue Aufgabe. So wollte er versuchen, seine
Arbeit als Instrukteur, die Reisen innerhalb Deutschlands voraussetzte, damit
zu tarnen, dass er für einen befreundeten Verlagsbuchhändler als Vertretung
reiste. Um für den Anfang eine finanzielle Grundlage zu haben, wandte er
sich, unterstützt durch Heinrich Rodenstein, an das Internationale Berufs-
sekretariat der Lehrer, von dem er 50 Schweizer Franken erhielt.
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Ein weiteres Ergebnis der Gespräche zwischen Walcher und Buchheister
war, dass sich Walcher, der ebenfalls aus der KPO zur SAP gekommen war,
Anfang Januar 1936 an zwei andere ehemalige KPO-Mitglieder wandte, nämlich
den Buchdrucker Robert Wiesener und den Pädagogen Heinrich Rodenstein
14
,
10
Siehe dazu Döscher-Gebauer und Schmid (wie Anm. 2), S. 22 ff.
11
Ebenda, S. 36.
12
Siehe dazu Brief Heinz Horn [Buchheister] an Jim [=Walcher], 27. Dezember 1935, in: Arbark,
SAP-arkiv, Mappe 117. Dem Brief lag ein ausführlicher Bericht Buchheisters über die Situation in
Niedersachsen bei. Am gleichen Tag verfasste er einen weiteren Brief an die Auslandszentrale der
SAP, in dem er grobe Fehler in der illegalen Arbeit der Partei aufzeigte; Brief Heinz Horn [Buch-
heister] an Liebe Freunde [SAP-Auslandszentrale], 27. Dezember 1935, in: Ebenda.
13
Briefe Heinz [Buchheister] an Jim [Walcher] bzw. Lieber Freund [Walcher], 1. und 24. Februar
1936, in: Arbark, SAP-arkiv, Mappe 117.
14
Robert Wiesener und Heinrich Rodenstein waren wie Walcher aus der KPD über die KPO zur
SAP gekommen. Wiesener kam 1938 als Emigrant aus der
Č
SR nach Norwegen. Nach dem Kriege
Mitglied des ersten Braunschweigischen Landtages (KPD) und 1946 Arbeitsminister, Heinrich
Rodenstein emigrierte nach Frankreich, kehrte 1945 nach Deutschland zurück und wurde später
Rektor der Pädagogischen Hochschule Braunschweig.